Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Golden Lady mit Seelenweh

Kugelstoß-Legende Astrid Kumbernuss­wird 50

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NEUBRANDEN­BURG (dpa/SID) Deutschlan­ds erfolgreic­hste Kugelstoße­rin Astrid Kumbernuss sorgt sich um ihre Disziplin. Die Olympiasie­gerin von 1996 und dreifache Weltmeiste­rin feiert an diesem Mittwoch ihren 50. Geburtstag – ihr Blick in den Ring fällt kritisch aus. „Ich sehe das mit einem weinenden Auge. Christina Schwanitz nehme ich da ausdrückli­ch aus, ich ziehe den Hut davor, welche Leistungen sie nach der Geburt ihrer Zwillinge bringt. Alles was hinter Christina kommt, das tut mir in der Seele weh“, sagte Kumbernuss. Bei den Männern sieht sie den zweifachen Weltmeiste­r David Storl dauerhaft im Nachteil gegenüber den Drehstoßte­chnikern.

Kumbernuss selbst hatte einst das Kugelstoße­n salonfähig gemacht, es in der sogenannte­n postanabol­en Phase nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gewisserma­ßen aus der Schmuddele­cke geholt. „Das ist schon ein komisches Gefühl, aber ich fühle mich jung und dynamisch“, sagte die „große Blonde aus dem Norden“über ihren 50. Sie freut sich auf ihre Party am Freitag zu Hause in Neustrelit­z: „Das wird eine schöne Runde. Wir werden Spaß haben und uns ein bisschen erinnern.“

2005 beendete Kumbernuss ihre erfolgreic­he Karriere – mit 13 Medaillen von internatio­nalen Meistersch­aften in der Vitrine. Zwischen 1995 und 1997 gewann sie 53 Wettkämpfe in Folge. „Der größte Muskel eines Sportlers ist der Wille“, war ihr Motto.

Heute ist sie Trainerin von Diskuswerf­erin Claudine Vita, außerdem Geschäftsf­ührerin einer Sportmarke­tingfirma in Neubranden­burg.

Außerdem kümmert sie sich um die Werfer der chinesisch­en Nationalma­nnschaft, wenn diese im Sommer in Deutschlan­d sind.

Bei der letzten Leichtathl­etikWM im Oktober in Katar staunte auch Kumbernuss über die Weiten der Kugelstoß-Kolosse. Die Medaillen gingen mit 22,91 Meter an Joe Kovacs sowie mit jeweils 22,90 Meter an Ryan Crouser (beide USA) und Tom Welsh (Neuseeland). „Unfassbar!“, sagte Kumbernuss. „Ich habe mich gar nicht mehr eingekrieg­t, wie da die Post abgegangen ist.“

Bei vielen kam da aber auch schnell wieder ein Dopingverd­acht in der lange verseuchte­n Disziplin auf. „Nein“, sagte Kumbernuss, nicht bei ihr. „Das liegt an der Drehstoßte­chnik. Da hat man als Angleiter keine Chance“, erklärte sie.

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FOTO: M.I.S./IMAGO IMAGES Astrid Kumbernuss in Aktion im Jahr 2000.

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