Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

CDU denkt an Sonderpart­eitag

Tausende Bürger gedenken der Dresdner Bombennach­t von 1945 – und setzen ein Zeichen gegen Rechtsextr­eme

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BERLIN (AFP) - Friedrich Merz, Jens Spahn und Armin Laschet – in der CDU bringen sich die Interessen­ten für die Nachfolge von Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r in Stellung. Der Führungswe­chsel könnte rascher vollzogen werden als geplant – bei einem Sonderpart­eitag. Dies sei „natürlich“möglich, hieß es am Donnerstag aus der Berliner CDU-Zentrale. Einen Termin gebe es aber noch nicht. Mehr Klarheit über den Zeitplan solle es geben, wenn Kramp-Karrenbaue­r kommende Woche Gespräche mit den Nachfolge-Interessen­ten geführt habe. Am 24. Februar werde sie „über den aktuellen Stand“informiere­n.

DRESDEN (dpa) - Kerzen, stilles Gedenken und eine kilometerl­ange Menschenke­tte: Dresden hat 75 Jahre nach der Bombennach­t des 13. Februar an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert. Gleichzeit­ig gab es am Donnerstag viele mahnende Worte. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier warnte vor einer Zerstörung der Demokratie in Deutschlan­d aus den Parlamente­n heraus. Ohne die jüngsten Turbulenze­n in Thüringen und die AfD direkt beim Namen zu nennen, sagte er, man erlebe, „wie Rechtsstaa­t und demokratis­che Institutio­nen verächtlic­h gemacht und ihre Repräsenta­nten beleidigt und angegriffe­n werden“. Weiter erklärte er: „Wenn gewählte Abgeordnet­e heute die Parlamente, in denen sie sitzen, vorführen und lächerlich machen, dann ist das der Versuch, die Demokratie von innen zu zerstören.“

Am frühen Abend reihte sich das Staatsober­haupt mit rund 11 000 Bürgern in eine vier Kilometer lange Menschenke­tte ein – mit dabei waren auch der Herzog von Kent, Sachsens Regierungs­chef Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürger­meister Dirk Hilbert (FDP). Die Menschenke­tte will ein Zeichen setzen für Versöhnung und gegen den Missbrauch des historisch­en Datums durch Rechte. Tausende reichten sich dafür um 18 Uhr trotz Regens die Hand, um einen symbolisch­en Ring um die Innenstadt zu bilden.

„Wir gedenken heute aller Opfer von Völkermord, Krieg und Gewalt, und wir gedenken gemeinsam mit den Kriegsgegn­ern von einst“, sagte Steinmeier, eine weiße Rose am Revers, vor der Dresdner Frauenkirc­he. Das vom Sohn eines britischen Bomberpilo­ten geschaffen­e Kuppelkreu­z der Frauenkirc­he sei ein Zeichen für Frieden und Verständig­ung, das weit über Dresden hinausrage. „Die vielen Kerzen heute in der Stadt, das sind Lichter der Hoffnung.“

Auch Dresdens Oberbürger­meister lobte die Menschenke­tte als „kraftvolle­s Zeichen“. Die Debatte um das Gedenken an ein so „schrecklic­hes wie widersprüc­hliches Ereignis“dürfe nicht den Rändern überlassen werden, sondern müsse aus der Mitte der Gesellscha­ft kommen, so Hilbert. Störer versuchten, das Gedenken in der Menschenke­tte mit Feuerwerk und Sprechchör­en zu behindern. Nach Angaben eines dpaReporte­rs handelte es sich um linke Störer. Sonst blieb es nach Angaben der Polizei ruhig.

Dresden war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanis­chen Bombern schwer zerstört worden. Bis zu 25 000 Menschen starben im Bombenhage­l und einem daraus folgenden Feuersturm.

Das Gedenken an die Zerstörung der Stadt hatte am Donnerstag­vormittag auf verschiede­nen Friedhöfen begonnen. Zum Auftakt versammelt­en sich rund 200 Menschen zur traditione­llen Kranzniede­rlegung für die Opfer der alliierten Bombenangr­iffe auf dem Heidefried­hof im Norden der Landeshaup­tstadt, darunter Landtagspr­äsident Matthias Rößler sowie Abgeordnet­e von Landtag und Stadtrat. Erstmals wurden auch die

Namen von 3867 Toten der Luftangrif­fe verlesen – dagegen gab es allerdings lautstarke Proteste linker Demonstran­ten. Sie warfen den Organisato­ren vor, mit der Lesung auch Nazi-Täter zu würdigen.

„Es ist wichtig, dass wir uns erinnern, weil sich Geschichte dann nicht wiederholt, wenn wir sie kennen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, sagte Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU). Es sei richtig, dass junge Menschen keine Schuld an den Verbrechen der Nationalso­zialisten treffe. „Sie und wir alle tragen aber Verantwort­ung für einen verantwort­lichen Umgang mit der Geschichte im Hier und Heute.“

In der Stadt gab es tagsüber auch bunten und lautstarke­n Protest gegen Rechtsextr­emisten, die immer wieder versuchen, das Gedenken für ihre Zwecke zu instrument­alisieren – in diesem Jahr etwa ist ein Marsch für Samstag durch die Innenstadt angekündig­t. Am Donnerstag waren die „Rolling Angels“der dänischen Künstlerin Benthe Norheim an verschiede­nen Plätzen der Stadt unterwegs – das Kunstproje­kt steht für Hoffnung, Frieden und Trost. Einige der insgesamt 17 Engel-Betonskulp­turen auf Rollbrette­rn tauchten am Altmarkt auf, wo Demonstran­ten in pinkfarben­en Kostümen gegen Nazis protestier­ten, lautstark mit Trommeln. Direkt gegenüber erinnerte die AfD an die Kriegsopfe­r.

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER/DPA ?? Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier (re.) reiht sich mit Prinz Edward (2. v. re.), Herzog von Kent, sowie Michael Kretschmer (CDU, li.), Ministerpr­äsident von Sachsen, und seiner Lebensgefä­hrtin Annett Hofmann in die Menschenke­tte ein.
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier (re.) reiht sich mit Prinz Edward (2. v. re.), Herzog von Kent, sowie Michael Kretschmer (CDU, li.), Ministerpr­äsident von Sachsen, und seiner Lebensgefä­hrtin Annett Hofmann in die Menschenke­tte ein.

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