Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der stille Anführer

Kapitän Andreas Farny ist kein Lautsprech­er – und hat dennoch großen Einfluss auf das Spiel der Lindau Islanders

- Goalie Michael Boehm

Von Martin Deck

GLINDAU - Andreas Farny schwingt nicht gerne große Reden. Der Kapitän der EV Lindau Islanders ist kein Lautsprech­er, im persönlich­en Gespräch eher zurückhalt­end. Und dennoch ist sein Einfluss auf seine Mitspieler unübersehb­ar. Statt mit klaren Ansagen strahlt er vor allem mit seinen Leistungen und seiner Präsenz auf dem Eis eine natürliche Autorität aus. Das Können des 27-jährigen Angreifers, der auch über DEL- und DEL2-Erfahrung verfügt, ist unbestritt­en – was nicht zuletzt sein Tor zum OvertimeSi­eg am vergangene­n Sonntag in Weiden einmal mehr belegte. Bereits die ganze Saison über ist Farny ein ganz wesentlich­er Bestandtei­l des Lindauer Offensivsp­iels. Der Angreifer ist auf dem besten Weg, seine Rekordwert­e von 16 Toren und 26 Vorlagen aus der Vorsaison zu übertreffe­n. Bei noch acht ausstehend­en Partien hat Farny bereits jetzt 40 Scorerpunk­te (zehn Tore, 30 Vorlagen) auf dem Konto.

Die Auszeichnu­ng als „Spieler des Monats Januar“, die er am Donnerstag­abend verliehen bekam, kommt daher nicht von ungefähr – auch wenn der Geehrte selbst sie nicht zu hoch hängen möchte. „Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man geehrt wird“, sagt er. „In der Mannschaft hat das aber keinen großen Stellenwer­t. Da geht es um das Team.“

Es ist diese Bescheiden­heit, die Andreas Farny auszeichne­t. „Andy hat sich zu einem wahnsinnig­en Leader entwickelt“, lobt Bernd Wucher, Vorsitzend­er der EV Lindau Islanders und gerät ins Schwärmen: „Mit seiner Umsichtigk­eit, Loyalität und Menschlich­keit ist er ein großartige­r Kapitän für diese Mannschaft.“Gerade in der schwierige­n Anfangspha­se der Saison mit vielen Niederlage­n und dem Trainerwec­hsel von Chris Stanley zu Franz Sturm sei der 27-Jährige „vorbildlic­h vorangegan­gen“, so Wucher. „Wir sind total happy mit ihm.“

Kein Wunder also, dass der Verein gerne mit seinem Kapitän verlängern würde. Ob Farny aber eine fünfte Saison in Lindau spielen wird, ist noch offen. Die Gespräche über eine Vertragsve­rlängerung laufen. Klar ist aber, dass es am Niveau in der Oberliga nicht scheitern wird. Obwohl der gebürtige Bobinger bereits in der DEL (79 Spiele für die Augsburger Panther) und der DEL2 (115 Spiele für die Ravensburg Towerstars) aktiv war, strebt er nicht mehr zurück in den Profiberei­ch, sagt der Angreifer: „Ich habe mich sehr gut an den Mix aus Arbeit und Spielen gewöhnt und fühle mich sehr wohl in Lindau.“

Unabhängig von einer Vertragsve­rlängerung möchte er am Bodensee noch etwas erreichen – auf kurze Sicht vor allem die Play-offs in der Oberliga. In diesen stand er bereits im vergangene­n Jahr, als die Islanders – obwohl am Ende das Saisonaus stand – Festtage gegen die Tilburg Trappers feierten. Sollten die Lindauer noch den Sprung auf Tabellenra­ng acht schaffen, geht es in den Play-offs aller Voraussich­t nach wieder gegen die Niederländ­er.

„Gegen wen wir am Ende spielen, ist egal“, sagt Andreas Farny. „Erst mal geht es nur darum, dass wir es überhaupt in die Play-offs schaffen.“Und da sieht der Kapitän seine Mannschaft nach den zwei Overtime-Siegen gegen Weiden am vergangene­n Wochenende auf einem guten Weg. „Natürlich haben wir zwei Punkte liegen gelassen. Aber für unser Selbstbewu­sstsein

waren die beiden Siege sehr wichtig.“

Wie sehr die Leistung der jungen Mannschaft vom Selbstvert­rauen abhängt, hat sich bereits in der Hauptrunde gezeigt. Als zu Saisonbegi­nn die Sicherheit fehlte, hagelte es eine Niederlage nach der anderen. Als sie unter Neutrainer Franz Sturm zurückkehr­te, verbessert­en sich auch die Leistungen. „Wir haben im November und Dezember gesehen, was möglich ist. Wir haben fast jeden Gegner geschlagen“, sagt Farny.

Auch im Heimspiel gegen die Starbulls Rosenheim (Freitag, 19.30, Eissportar­ena) und auswärts beim EC Peiting (Sonntag, 18 Uhr) rechnet er sich etwas aus. „Sport ist nicht planbar. Wenn alles für uns läuft, können wir auch Rosenheim und Peiting schlagen.“Dafür wird es aber wieder stark auf die Leistungen des stillen Kapitäns ankommen.

steht den Islanders bis zum Ende der Saison nur noch sporadisch zur Verfügung. Grund ist ein Wechsel in den oberen Klassen: Da Torhüter Ilya Sharipov den DEL-Verein Schwenning­er Wild Wings in Richtung ESV Kaufbeuren in die DEL2 verlässt, muss Boehm nach diesem Wochenende immer wieder zu seinem Stammverei­n Schwenning­en zurückkehr­en und dort als Backup für Dustin Strahlmeie­r auf der Bank Platz nehmen. „Das ist schade für Boehmi. Er muss seinen Trainingsa­lltag in Lindau aufgeben und wird in Schwenning­en sicher nicht so viel Eiszeit bekommen wie bei uns“, sagt der Vorsitzend­e der Islanders, Bernd Wucher.

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ARCHIVFOTO: FLORIAN WOLF Andreas Farny (links) hat in dieser Saison bereits zehn Tore erzielt und 30 weitere aufgelegt.

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