Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Für die CDU wird es noch komplizier­ter

Drei mögliche Chefs, keine Lösung in Sicht – Der Union droht eine Zerreißpro­be

- Von Guido Bohsem und Ellen Hasenkamp

BERLIN - Der Neuanfang an der CDU-Spitze gestaltet sich zunehmend schwierig. Zwar hat sich offiziell noch keiner der drei Anwärter auf den Posten des Parteivors­itzenden und damit auch um die Kanzlerkan­didatur beworben. Doch Friedrich Merz und Gesundheit­sminister Jens Spahn signalisie­rten zumindest, dass sie bereit seien, Verantwort­ung in der Parteispit­ze zu übernehmen. Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet hat sich bislang noch nicht zu seinen Ambitionen geäußert.

Nach dem angekündig­ten Rücktritt der CDU-Vorsitzend­en Annegret Kramp-Karrenbaue­r droht der Union damit weiter eine Zerreißpro­be. AKK will die kommende Woche nutzen, um Gespräche mit den möglichen Bewerbern zu führen. Als eine mögliche Variante gilt, alle drei in die künftige Führungssp­itze einzubinde­n. Eine Variante lautete, dass Spahn Fraktionsv­orsitzende­r und Merz Minister werden könne, falls Laschet zum neuen CDU-Chef gewählt werde. Doch auch das wird nicht so einfach funktionie­ren. Denn

Ralph Brinkhaus sei nicht bereit, seinen Posten als Fraktionsc­hef zu räumen. „Das wird so nicht laufen“, hieß es aus Fraktionsk­reisen.

Damit wäre in einer wie auch immer gearteten Neuaufstel­lung eine zentrale Stelle blockiert. Brinkhaus fühle sich in seiner Rolle „pudelwohl“und „beabsichti­ge nicht, den Posten aufzugeben“.

In den CDU-Fraktionsk­reisen wurde zudem darauf hingewiese­n, dass Brinkhaus auch nur sehr schwer zur Aufgabe seines Postens gezwungen werden könne. Für einen Wechsel

an der Spitze in der laufenden Legislatur­periode sei eine Zweidritte­lmehrheit der Unions-Abgeordnet­en notwendig, hieß es. Die sei aber äußerst unwahrsche­inlich.

Tatsächlic­h hatte Brinkhaus erst im September 2018 eine Kampfabsti­mmung gegen Amtsinhabe­r Volker Kauder gewonnen. Das war auch als Ausdruck eines wachsenden Selbstbewu­sstseins der Abgeordnet­en interpreti­ert worden, über ihre Führung unabhängig von sonstigen Parteiinte­ressen zu entscheide­n. Besonders schwierig wird die Machtaufte­ilung in der CDU, weil alle drei Bewerber und eben auch Brinkhaus aus Nordrhein-Westfalen stammen.

Nach dem Debakel um die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum neuen Thüringer Ministerpr­äsidenten sortiert sich derweil die Thüringer CDU neu: Ihr bisheriger Chef Mike Mohring tritt von der Spitze der Landespart­ei ab. Er wolle einer Neuaufstel­lung seiner Partei nicht im Wege stehen und nicht erneut für den Landesvors­tand kandidiere­n, teilte er am Freitag in einem Video auf Twitter mit. Mohring ist seit 2014 CDU-Landespart­eichef. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag führt er seit zwölf Jahren.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Hat sich noch nicht erklärt: Armin Laschet (CDU).

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