Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rembrandt, Beuys und einige Urtiere

Das Hessische Landesmuse­um ist ein Universalm­useum alter Schule und wird 200 Jahre alt

- Www.hlmd.de

Von Oliver Pietschman­n

GDARMSTADT (dpa) - Tote Tiere, Apparate, alte Meister und zeitgenöss­ische Kunst: Von Millionen Jahre alten, versteiner­ten Skeletten längst ausgestorb­ener Arten bis zu Installati­onen von Joseph Beuys vereint das Hessische Landesmuse­um in Darmstadt alles unter einem Dach. „Es gibt viele Einrichtun­gen, die eine große Bandbreite haben, aber Darmstadt sticht schon hervor“, sagt die Geschäftsf­ührerin des Hessischen Museumsver­bandes, Christina Reisch. Das Universalm­useum zählt zu den ältesten Deutschlan­ds und feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag.

„In dem Zuschnitt, in dem wir es hier haben, sind wir einzigarti­g in

Deutschlan­d“, ist sich der Direktor des Museums, Martin Faass, sicher. Ähnliche Einrichtun­gen gebe es in Europa nur noch in Graz und Edinburgh. „Das Universalm­useum ist die Urform des Museums überhaupt.“

„Zum Nutzen und der Belehrung“Der Großherzog von Hessen und bei Rhein, Ludewig I. (1753-1830), erwarb ebenso wie seine Vorfahren für die fürstliche Sammlung schon vor 1820 Glasgemäld­e, Kupferstic­he, Werke von Dürer und Rembrandt, Elfenbeins­chnitzerei­en, Mineralien und Fossilien. 1820 gab er dann die gesamte Sammlung in Form einer Stiftung an den Staat und machte sie damit auch der Öffentlich­keit zugänglich, zum „Nutzen und der Belehrung“. Anfangs noch im Schloss zur Schau gestellt, ist die immense Sammlung seit 1906 bis heute im Prunkbau des gebürtigen Darmstädte­r Architekte­n des Pergamonmu­seums, Alfred Messel, untergebra­cht.

„In der Zeit der Aufklärung war die Idee eines Museums eine universale“, sagt Faass. Alles, was die Welt und ihre Geschichte ausmachte, sollte in einem Haus zusammenge­tragen werden. Damals sei dies auch noch möglich gewesen. „Mit der Revolution des Wissens im 19. Jahrhunder­t gab es dann den Trend zu spezialisi­erten Museen.“

Eines der zentralen Ausstellun­gsthemen ist der Aktions- und Installati­onskünstle­r Joseph Beuys. „Der Block Beuys ist eine Sensation. Das ist das größte Konvolut von Beuys' Arbeiten weltweit“, erläutert Faass. 290 Objekte des Künstlers (19211986) in sieben Räumen zählt das Museum. Das Jubiläumsp­rogramm heißt „Kraftwerk Block Beuys“.

Ein Darmstädte­r Sammler kaufte die ersten beiden Ausstellun­gen von Beuys und bot dann in Zusammenar­beit mit dem Museum an, diese in den sieben Räumen zu arrangiere­n. Im April 1970 fing der Künstler an und veränderte dann immer wieder mal bis zu seinem Tod 1986 die Zusammenst­ellung. „Beuys hat den ganzen Block als Installati­on gesehen, von der aus er immer Kraft bezogen hat“, erläutert Faass.

Vor dem Hintergrun­d von Beuys' Rauminstal­lationen wird Ende Juni der Performanc­ekünstler Tomás Saraceno

eine spinnennet­zartige Installati­on im Barocksaal des Museums entwerfen. „Wir knüpfen an Beuys an, setzen aber Beuys in den Dialog zu zeitgenöss­ischen Positionen“, erläutert Faass. Auf den argentinis­chen Künstler Saraceno sollen in den kommenden Jahren weitere folgen. Aber auch die umfassende grafische Rembrandts­ammlung wird gezeigt und der spektakulä­re Fund eines Urpferdes in der Grube Messel.

Rund 80 000 Menschen besuchen das Landesmuse­um in Darmstadt jährlich. Rund eine Million Objekte umfasst die Sammlung, die ständig größer wird.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Das Hessische Landesmuse­um (HLMD): 1820 übergab Ludewig I. seine Kunst- und Naturalien­sammlung dem Staat.
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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Das Fossil eines Nagetieres aus der Grube Messel.

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