Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ailingen beantragt neun Millionen Euro
Ortschaftsrat will Ersatzbau für die Rotachhalle erreichen – 500 000 Euro Planungsrate
Von Alexander Tutschner
GAILINGEN - Der Ortschaftsrat Ailingen setzt sich mit einem Antrag zum städtischen Haushalt dafür ein, dass für die marode Rotachhalle möglichst schnell ein Ersatzbau kommt. Im Haushaltsplanentwurf der Stadt waren auf Grund knapper Kassen bis 2024 keine Mittel vorgesehen (die SZ berichtete). Für die Vereine, die die Halle nützen, ist das völlig unverständlich.
500 000 Euro als Planungsrate für den Doppelhaushalt 2020/2021 und neun Millionen Euro für den Neubau der Halle für 22/23 – das fordert der Ortschaftsrat Ailingen in einem Antrag, der am Donnerstagabend verabschiedet wurde. Außerdem soll ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden und dabei auch Wohnmobilstellplätze eingeplant werden. Schon vor 15 Jahren habe man massive Probleme an der Halle erkannt, sagte Huber Knoblauch (CDU). „Jetzt ist sie in einem Zustand, in dem wir den Ersatzbau auf keinen Fall verschieben können.“Jochen Meschenmoser befürwortete den Antrag für die FW und plädierte dafür, dass das ganze Areal im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens bedacht werden solle. Schließlich gebe es auch bei der TSG Ailingen Bedarf an weiteren Umkleidekabinen. Heinz Tautkus (SPD) meinte, man könne guten Mutes in die Haushaltssitzung der Stadt gehen. Mit dem Neubau der Halle spare man zum einen Energiekosten, zum anderen die Sanierungskosten, um die man jetzt nicht mehr herumkommt. Da auch die Baupreise ständig steigen würden, müsse man möglichst schnell bauen.
Für die Ailinger Vereinsvertreter sind die Zustände in der Rotachhalle derweil kaum noch erträglich. „Unser größtes Problem ist die Heizung“, sagt Gunnar Flotow, aktiver Spieler der Ailinger Herren-Tischtennismannschaft
„Die Halle ist in einem Zustand, der niemand mehr zuzumuten ist.“
und früherer Abteilungsleiter Tischtennis bei der TSG. Die Anlage falle oft aus und die Temperatur dann im Winter extrem schnell ab. „Das ist für mich eine Gesundheitsgefahr“, sagt Flotow, „wir hatten Sonntagmorgen schon Spiele, da hatte es noch 14 Grad“. Das sei die Untergrenze, um überhaupt Verbandsspiele durchführen zu dürfen. Im Sommer habe es dagegen gefühlte 35 Grad in der Halle, da es keine Klimaanlage gibt. Die Duschen funktionierten nicht richtig, oft habe man bei den sanitären Anlagen nur Flickwerk betrieben. „Der Boden ist in einem fürchterlichen Zustand“, sagt Flotow weiter, er sei wellig, löchrig und habe Macken. In der Tischtennis-Landesliga müssten sich die Ailinger immer wieder Sprüche von den Gegnern gefallen lassen, ob sie sich denn nicht mal eine Heizung leisten könnten. „Es ist peinlich, wenn man den Gegnern eine kalte Halle zumutet“, sagt Flotow.
Ins gleiche Horn stößt Pascal Salomon, Vorstandsmitglied beim Radfahrverein Immergrün Ailingen, der in der Radball-Bundesliga vertreten ist. „Wenn man zum Worldcup Spitzen-Mannschaften
Hans-Peter Talge, Vorsitzender der TSG Ailingen, über die Rotachhalle
aus aller Welt einlädt und es funktioniert dann nur die Hälfte der Duschen, das ist unschön.“Die Nordfassade der Halle sei komplett marode: „Es zieht unter den Notausgangstüren durch“, sagt Salomon. Die Veranstaltungstechnik sei komplett veraltet und kaputt, die Musikanlage rausche. Beim Eröffnungsball der Narrenzunft gab es einmal auf den Toiletten kein Wasser mehr, weil die Leitungen gefroren war, berichtet Salomon. „Als es dann wieder auftaute, regnete es von der Decke“. Auch in den Radraum habe es schon reingeregnet.
„Die Halle ist einem Zustand, der ist niemand mehr zuzumuten“, sagt Hans-Peter Talge, der erste Vorsitzende der TSG Ailingen. Er habe arge Bedenken, ob die Glasfront an der Fassade einem Sturm überhaupt Stand halten könne. Über die Technik von Dusche, Heizung und sanitären Anlagen sagt er nur: „Das ist aus dem vorherigen Jahrhundert.“An den Wänden könne man heute gar nichts mehr aufhängen, „weil alles marode und morsch ist“. Die Halle sei mehr als baufällig. Den Ersatzbau weiter aufzuschieben, „geht aus Betriebsicherheitsgründen meiner Ansicht nicht“, sagt Talge. „Die Unterhaltungskosten sind viel zu hoch und die Gefahr bei Veranstaltungen ist zu groß.“