Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schüler des GZGs und KMGs organisieren Podiumsdiskussion
„Politischer Vormittag“am GZG dreht sich um Digitalisierung und Klimawandel – Lokalpolitiker diskutieren – AfD-Vertreter ist krank
Von Wilfried Geiselhart
GFRIEDRICHSHAFEN - Das waren aber mal ein paar spannende Stunden – so ganz anders als der schulische Alltag. Zum diesjährigen „Politischen Vormittag“am Freitag sind einige Lokalpolitiker ins Foyer des Graf-Zeppelin-Gymnasiums eingeladen worden. Die schon zur guten Tradition gewordene Podiumsdiskussion drehte sich diesmal schwerpunktmäßig um Digitalisierung und Klimawandel – Themen also, die auch die jüngere Generation sehr beschäftigen. Organisiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung wie immer von Schülern des Gemeinschaftskunde-Neigungsfachs des Graf-Zeppelin- und des Karl-Maybach-Gymnasiums.
Ob sie ein wenig nervös sei? „Na ja, ein wenig schon“, räumte Sophia Willmann schon vor Beginn der Veranstaltung gerne ein. „Aber in einem gesunden Maß. So wie es eben dazugehört.“Zusammen mit Jonas Zagst vom KMG hatte die GZG-Schülerin der Jahrgangsstufe zwölf den Moderatorenpart übernommen. Es galt, nicht nur die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch dafür zu sorgen, dass jeder der Diskussionsteilnehmer ausreichend und zeitlich ausgewogen zu Wort kommt.
Am Tisch hatten derweil Sander Frank (Linke), Anna Hochmuth (Grüne), Leon Hahn (SPD), Pascal Salomon (CDU) und Christian Steffen-Stiehl (FDP) Platz genommen.
Der ebenfalls eingeladene AfD-Vertreter Christoph Högel war krankheitsbedingt entschuldigt.
Noch bevor es richtig los ging, sammelte Anna Hochmuth in der Vorstellungsrunde die ersten Punkte im jugendlichen Publikum. Sie bemängelte nämlich, dass sie schon bei mehreren Podiumsdiskussionen mitgewirkt habe und jedes Mal die einzige weibliche Teilnehmerin gewesen sei. „Werden durch die Digitalisierung die Arbeitsplätze ausreichend gesichert?“, wollten Sophia Willmann und Jonas Zagst als erstes von ihren Gesprächspartnern wissen. Nach kurzem, ehrfürchtigem Schweigen meldete sich Leon Hahn zu Wort. „Die Jobs fallen nicht weg. Die Anforderungen der Arbeitswelt ändern sich eben“, sagte er. Digitale Bildung sei wichtig, doch leider werde in der Politik zu viel darüber geredet und zu wenig getan. „Die Realität sieht bei uns so aus, dass die Schüler den Lehrern die Technik erklären und nicht umgekehrt“, betonte Hahn, nicht ohne den einen oder anderen Giftpfeil in Richtung seiner politischen Gegner abzuschießen.
„Wir müssen die Schüler fit bekommen, aber auch die Lehrer fortbilden“, so auch die Meinung von Pascal Salomon. Man müsse mit Blick auf Ausbildung und Bildung agiler werden und sich vor allem dem globalen Wettbewerb stellen. „Am Ende des Prozesses steht eine Vollautomatisierung. Der Mensch als Beschäftigter hört auf zu existieren“, so die Befürchtung von Sander Frank. Umso wichtiger sei es, das Arbeitsrecht anzupassen und den Zugang zum Arbeitsmarkt flexibler zu gestalten. „Lebenslanges Lernen ist in Zukunft unumgänglich“, argumentierte Christian Steffen-Stiehl. Er forderte, alle Kompetenzen in einem „Digital-Ministerium“zu bündeln. Dass die Investitionen in eine digitale Zukunft strategisch und langfristig und „nicht nach Kassenlage“ausfallen müssten, darin sieht Anna Hochmuth zentrale Bedeutung.
„Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören zusammen“, sagte sie und schlug damit die Brücke zum zweiten Diskussionspunkt, der sich darum drehte, wie man dem Klimawandel mit Erfolg politisch begegnen könne.
Knapp zwei Stunden gingen schnell vorbei. Charmant und doch mit dem nötigen Respekt gelang es den beiden Moderatoren immer wieder, den teilweise unbegrenzten Redeschwall einiger Diskussionsteilnehmer im Zaum zu halten. Auch aus den Reihen des Publikums kamen im Anschluss noch Fragen – oder Anregungen. Dass sich ein „vernetztes Denken“im Bildungssystem etablieren müsse, diese Forderung gab eine Wortmeldung den vier Männern und der einen Frau am Podium auf den Weg. Und eine andere Schülerin stellte sich und allen anderen die Frage, ob etwas weniger Länder- und dafür mehr Bundeskompetenz in Sachen Bildung nicht zielführender wäre.
Wirklich eine sehr gelungene Veranstaltung. Bei der anschließenden Parteienmesse gab es die Gelegenheit, mit den Diskussionsteilnehmern ins Vieraugengespräch zu kommen. „Sehr beeindruckend, was die Schüler in Eigenregie auf die Beine gestellt haben und damit auch zeigen, dass sie großes politisches Interesse haben“, stellte Tobias Lardong, Begleitlehrer des Gemeinschaftskunde-Neigungsfachs, mit berechtigtem Stolz fest.