Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tierschütz­er finden auf Bauernhof tote Schweine

Mehr als 150 verwahrlos­te Tiere auf Anwesen in Mengen – Behörde spricht Halteverbo­t aus – Polizei ermittelt

- Von Mareike Keiper und Robert Kolm

MENGEN - Ein Schweineoh­r liegt im Schlamm. Die Haut wirkt im Sonnenlich­t fahl und ledrig, die Schnauze versinkt im Dreck. Leben steckt in dem Tier nicht mehr und das schon länger. „Der Kadaver ist schon mumifizier­t“, sagt Horst Fallenbeck vom Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee. Neben diesem toten Schwein seien bis vor wenigen Tagen sechs weitere Schweine auf dem Hof in Mengen (Landkreis Sigmaringe­n) gestorben. Fallenbeck hat sie mit seinem Team am Samstag gefunden. Auch viele der übrigen Tiere seien komplett oder fast verwahrlos­t. „Für uns war klar, dass wir handeln müssen, deshalb sind wir nicht weggefahre­n, bis die Polizei da war“, sagt der Tierschütz­er.

Bei den übrigen 150 Tieren handelt es sich laut Polizei um Pferde, 30 Schweine, Ziegen, Schafe, Hasen und Emus. Außerdem kommen um die 50 Katzen dazu, wie der vermeintli­che Eigentümer mitteilt. Ihm gehört nach eigenen Angaben der Hof. Er habe das Anwesen an die mit ihm verwandte Tierhalter­in vermietet, den Vertrag allerdings zwischenze­itlich gekündigt und verfolge eine Räumungskl­age, sagt er. In diesem Zuge habe er auch das Tier-ServiceZen­trum eingeschal­tet, da er sich dort wegen der vielen Tiere Hilfe bei der Räumung erhofft. Deshalb kamen der Tierschütz­er.und sein Team am Samstag auf den Hof.

Auch ein Amtstierar­zt begleitete die Aktivisten – und sei geschockt gewesen, sagt Fallenbeck. In der Folge habe der Tierarzt ein sofortiges Tierhaltev­erbot ausgesproc­hen. Das bedeutet, die Halterin dürfe sich den Tieren nicht mehr nähern und sie auch nicht versorgen.

Das sorgt bei Tierschütz­er Horst Fallenbeck für Fragezeich­en: „Wer versorgt die Tiere denn dann?“Er hätte sich gewünscht, dass die Tiere sofort abgeholt werden und nicht weiterhin der Halterin überlassen bleiben.

Den Aktivisten stößt auch übel auf, dass die Halterin bereits beim Veterinära­mt im Kreis Biberach, ihrem früheren Wohnort, bekannt sei. Die dortige Behörde habe schon ein Tierhaltev­erbot ausgesproc­hen. „Das muss doch dann gemeldet und im Auge behalten werden“, sagt Fallenbeck. Das zuständige Veterinära­mt in Sigmaringe­n sei, wie Fallenbeck betont, schon mehrfach auf die Bedingunge­n aufmerksam gemacht worden. Eine Reaktion habe es laut Fallenbeck bisher nicht gegeben.

Dass Handlungsb­edarf herrscht, zeigt sich am Schweinest­all: Die Tiere stehen tief im Schlamm, die Unterständ­e sind kaputt und der Bauzaun, der das Areal eingrenzt, ist durchlässi­g. Ein Schwein steht mitten auf dem Acker, weit außerhalb des Geheges.

Die Halterin lässt die Situation durch einen Verwandten, der anonym bleiben möchte, leugnen. Der Hof sei ein Gnadenhof für die Schweine – dass dort einmal ein Tier sterbe, sei normal. Sie kümmere sich so gut um die Tiere, wie sie könne. Dem Tier-Service-Zentrum gegenüber habe die Halterin gesagt, es handele sich um eine korrekte Haltung, sagt Fallenbeck.

Ob und wann der Hof geräumt wird, ist laut Polizei unklar. Die Beamten verfolgen aber die Anzeige und ermitteln nun.

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FOTO: MARCUS FAHRER/DPA Die Polizei hat auf einem Hof in Mengen (Landkreis Sigmaringe­n) mehr als 150 Tiere in verwahrlos­tem Zustand gefunden. Gegen die Halterin wurde ein Tierhaltev­erbot ausgesproc­hen.

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