Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gästezahlen im Allgäu sprunghaft angestiegen
Center Parcs lässt Tourismus boomen – Baden-Württemberg erreicht auch landesweit neuen Übernachtungsrekord
RAVENSBURG - Der Boom im Tourismus in Baden-Württemberg ist ungebrochen, und nirgendwo steigen die Übernachtungszahlen so stark wie im Raum Allgäu/Oberschwaben: Die Region verzeichnete ein sattes Plus von 37,2 Prozent, wie aus der Tourismusbilanz für 2019 hervorgeht. „Dieser Zuwachs hat einen Namen, und der lautet Center Parcs“, sagt Justiz- und Tourismusminister Guido Wolf (CDU).
Der Ferienpark bei Leutkirch war im Herbst 2018 eröffnet worden und hat sich schnell als Besuchermagnet etabliert. Mit 4,3 Millionen Übernachtungen liegt Allgäu/Oberschwaben aber noch immer hinter der Region Stuttgart (9,2 Millionen), dem Bodensee (5,2 Millionen) und der Schwäbischen Alb (4,7 Millionen).
Insgesamt verzeichneten die Betreiber von Hotels, Pensionen und Campingplätzen in Baden-Württemberg 57,2 Millionen Übernachtungen, 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Es ist der neunte Rekord in Folge. Wolf sprach von einem „Urlaubswunder“, das aber kein Selbstläufer sei. Das Land tue auch viel für den Tourismus, von dem im Südwesten mehr als 390 000 Arbeitsplätze abhängen. „Im Haushalt haben wir mehr Mittel denn je für die Tourismusförderung eingestellt“, sagt Wolf. Von neun auf 20 Millionen Euro sei der Betrag gestiegen, den das Land pro Jahr für Marketing und Tourismus-Infrastruktur ausgibt. „Wir wollen Kommunen bei der touristischen Vermarktung unterstützen und haben ein Landestourismuskonzept aufgelegt.“
Entgegen dem landesweiten Trend verzeichnete der Bodensee ein Minus bei den Besucherzahlen: Hier übernachteten 1,1 Prozent weniger Urlauber als im Vorjahr. Ute Stegmann, Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, führt das auf den extrem heißen und beständigen Sommer im Jahr 2018 zurück. „Klar, dass man das nicht nochmal toppt“, sagt Stegmann. „Wir sind mehr als andere wetterabhängig“, auch wegen der vielen Campingplätze am See. Die langfristige Entwicklung der Tourismuszahlen am Bodensee sei aber sehr positiv.
Für Minister Wolf ist vor allem die landschaftliche und kulturelle Unterschiedlichkeit der Regionen in Baden-Württemberg eine Stärke. „Wir wollen uns von Südtirol oder auch Bayern durch die Vielfalt der touristischen Besonderheiten abheben und durch die authentische Regionalität, die das Land Baden-Württemberg in seiner Vielschichtigkeit ausmacht.“
Aus Sicht von Reinhold Pix, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, muss das Land auf Qualitätstourismus und Nachhaltigkeit setzen. „Modellregionen, in denen Nachhaltigkeit durchgängig zum touristischen Markenkern wird, müssen den Weg zeigen und schnell eingerichtet werden“, fordert Pix. Dass Nachhaltigkeit im Trend liegt, bestätigt auch Bodensee-Touristikerin Stegmann. „Wir merken, dass Urlaubsgäste bewusster reisen.“
Spürbar ist der Rückgang chinesischer Gäste; die Regierung in Peking hat zur Bekämpfung des Coronavirus auch Gruppenreisen ins Ausland verboten. „Wir werden das natürlich aufmerksam beobachten“, sagt Tourismusminister Wolf. Allerdings liege China bei der Zahl der ausländischen Gäste an elfter Stelle. „Das relativiert die Veränderung.“
Die meisten ausländischen Urlauber in Baden-Württemberg kamen 2019 aus der Schweiz (2,8 Millionen Menschen), aus den Niederlanden (1,3 Millionen) und Frankreich (eine Million). Insgesamt ist jeder fünfte Gast aus dem Ausland. Die mit Abstand größte Urlaubergruppe in Baden-Württemberg bleiben Deutsche. Und die meisten von diesen wiederum sind: Baden-Württemberger.