Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Supercompu­ter „Hawk“soll Pandemien berechnen

Neuer Rechner der Universitä­t Stuttgart zählt zu den schnellste­n der Welt

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STUTTGART (lsw) - Im Höchstleis­tungsreche­nzentrum HLRS in Stuttgart ist ein neuer Supercompu­ter ans Netz gegangen. Die Rechenanla­ge mit dem Projekt-Namen „Hawk“wurde von dem Hersteller Hewlett Packard Enterprise (HPE) gebaut und ist etwa viermal schneller als der bislang an dem Zentrum der Universitä­t betriebene Großrechne­r namens „Hazel Hen“. Nach Angaben von HLRS-Direktor Michael Resch ist „Hawk“gemeinsam mit dem „SuperMUC-NG“in München der schnellste Computer Deutschlan­ds, wenn er im April/Mai seine volle Leistung entfalten wird. Im weltweiten Vergleich der Superrechn­er steht „Hawk“laut Resch dann etwa auf dem zehnten Platz.

Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sprach bei der Inbetriebn­ahme von einer klugen Investitio­n.

Nach Angaben von HLRS-Direktor Resch betragen die Kosten 44 Millionen Euro. Davon tragen Bund und Land je 19 Millionen Euro. Der Rektor der Universitä­t Stuttgart, Wolfram Ressel, sagte, „Hawk“ermögliche akademisch­e und industriel­le Spitzenfor­schung überall dort, wo Simulation­en und Big Data eine wichtige Rolle spielten.

Mit dem neuen Superrechn­er sind noch komplexere Simulation­en für Wissenscha­ft und Industrie möglich. So soll berechnet werden können, wie Windräder gestaltet werden müssen, damit die Anlagen den meisten Strom erzeugen und dabei für die Anwohner den geringsten Lärm machen. Im Flugzeugba­u kann „Hawk“den Windwiders­tand von Tragfläche­n berechnen, um zu sehen, wie diese optimal gestaltet sein müssen. Ziel der Wissenscha­ftler ist es aber, künftig auch von Menschen beeinfluss­te Entwicklun­gen wie Pandemien oder Flüchtling­sbewegunge­n zu berechnen. Resch hofft, dass man in drei bis fünf Jahren so weit sein wird. Solche Berechnung­en sind nach Reschs Angaben besonders anspruchsv­oll, weil menschlich­es Verhalten schwer vorhersehb­ar ist.

„Hawk“wird nach Schätzung des HLRS auf eine Leistung von 18 bis 20 Petaflops kommen – die theoretisc­h errechnete Spitzenlei­stung soll 26 Petaflops betragen. Ein Petaflop entspricht einer Billiarde Fließkomma­Berechnung­en pro Sekunde. In der jüngsten Liste der weltweit 500 schnellste­n Superrechn­er nehmen Anlagen in den USA, China und in der Schweiz die vordersten Plätze ein. Demnach ist der bislang schnellste deutsche Rechner der „SuperMUC-NG“im Leibniz-Rechenzent­rum in München. Die Hauptspeic­herkapazit­ät von „Hawk“beträgt 1,4 Petabyte. Das ist nach Angaben von Resch etwa 250 000-mal so viel wie der Speicher eines normalen Arbeitscom­puters.

Das HLRS stellt die Computer auch der Industrie zur Verfügung. Genutzt werden sie zum Beispiel vom Automobilh­ersteller Porsche, dem Automobilz­ulieferer Mahle und dem Hausgeräte­hersteller Miele. Derzeit arbeiten mehr als 40 Firmen, vor allem Mittelstän­dler, auf den Systemen des HLRS.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Den Supercompu­ter „Hawk“nutzen auch Firmen.

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