Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Mall“und „Beyond the Tide“erhalten Preise
Filmtage Friedrichshafen gehen zu Ende – 2021 soll ein weitere Auszeichnung vergeben werden
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Die Häfler Filmtage 2020 im Kiesel im k42 sind am Sonntag zu Ende gegangen. Nahezu jede der 14 Kinovorführungen war ausverkauft, bei den meisten gab es eine Warteschlange. Auch 2021 werden wieder Filmtage stattfinden – dann mit einem neuen Preis, den ZF mit einem „beachtlichen Preisgeld“versehen will.
Nach den Screenings der Filme fanden moderierte Publikumsgespräche mit den anwesenden Filmemachern über Inhalt, Machart und Hintergründe der Filme statt. Alle 16 Kurzfilme für Erwachsene standen im Wettbewerb um den mit 500 Euro dotierten Publikumspreis, gestiftet von der ZF Kunststiftung, und den mit 1500 Euro dotierten Jurypreis, gestiftet von der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, heißt es in der Bilanz des Kulturbüros.
Den Publikumspreis erhielt demnach „Mall“, ein berührender schwarz-weiß-Film von Jerry Hoffmann, der an der Hamburg Media School entstanden ist. „Mall“erzählt in sieben Minuten ohne Worte die Geschichte eines Jungen, der mit seinen beiden Brüdern und dem maskulinen Vater im Supermarkt einkauft und sich nicht traut, seinen sehnlichen Wunsch auszusprechen: Er hätte gerne die Puppe einer Seejungfrau mit glitzernden Haaren. Der Junge sieht keine andere Möglichkeit, als sie zu stehlen. Das bleibt jedoch nicht unbemerkt.
Sieger des Jurypreises wurde der 17-minütige Film „Beyond the Tide“von Jan Mocka und Ingo Monitor, der nach und nach die Details eines tragischen Bootsunglücks aufdeckt. Die Jury habe die Entscheidung wie folg begründet: „Es handelt sich um einen Film, der ein Labyrinth aus Schuldgefühlen, Trauer und Verdrängung zu seinem Thema gemacht hat. ,Beyond the Tide’ schildert den Weg eines Vaters, der den tragischen Verlust seines Kindes nicht überwinden kann, der sich der Realität entzieht und sich eine Welt konstruiert, in der er glaubt, mit seiner Tochter in
Verbindung bleiben zu können, heißt es weiter. Beeindruckt sei die Jury, wie das Drama die innere Zerrissenheit des Mannes durch eine eindrückliche Bildsprache und poetische Erzählweise erfahrbar mache. Nach und nach werden die Schichten des tragischen Unfalls entblättert – Mosaikartig fügt sich zu einem Gesamtbild zusammen, was vorerst im Dunkeln bleibt.
Zu dieser gelungenen filmischen Umsetzung trägt auch die schauspielerische Leistung bei: Keziah Bürki, in der Rolle des Kindes Emma, Frederik Funke als Vater und Katharina Heyer als seine Frau. Durch die spannende Dramaturgie, in der diese Geschichte erzählt wird, entwickelt ,Beyond the Tide’ einen Sog, dem sich das Publikum nicht entziehen kann.
Ein Film, der unter die Haut geht und großes Kino in einem kurzen Format zeigt.“Eine lobende Erwähnung
sprach die Jury für „Guy Proposes to His Girlfriend on a Mountain“des österreichischen Regisseurs Bernhard Wenger aus, in dem es um einen missglückten Heiratsantrag geht.
Am Sonntagabend gab es für die Zuschauer im Kiesel noch eine überraschende Neuigkeit: Matthias Lenz, Vorstand der ZF Kunststiftung, kündigte an, dass die ZF Kunststiftung, die seit acht Jahren den Publikumspreis für den besten Kurzfilm auslobt, ab 2021 die Partnerschaft mit den Filmtagen Friedrichshafen ausbauen und einen mit einem „beachtlichen Preisgeld“versehenen ZF Filmpreis initiieren wird. Details dazu werden im Herbst 2020 veröffentlicht.
Die Filmtage Friedrichshafen 2021 finden voraussichtlich vom
statt.