Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Unruhe bei Waldhof Mannheim
Trotz des sportlichen Erfolgs haben die Drittligafußballer Probleme – Langjährige Spieler hatten gutdotierte Verträge – Verein will sparen
MANNHEIM (sz) - Nach 16 Jahren Amateurfußball spielt der SV Waldhof Mannheim in seiner Comebacksaison im Profibetrieb eine bislang unerwartet starke Rolle. Sogar der Durchmarsch in die 2. Liga ist möglich. Dennoch gibt es nun etwas überraschende Störgeräusche.
Spielt der Aufsteiger SV Waldhof Mannheim noch ein Jahr in der 3. Liga – oder gelingt sogar der Durchmarsch in die 2. Fußball-Bundesliga? Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer MSV Duisburg am Samstag (14 Uhr, Magenta Sport) ist offen, wo die auf Rang vier liegenden Mannheimer in der kommenden Saison spielen – und auch: mit wem. Denn die Zukunft vieler wichtiger Profis ist trotz deren Anteil an der bislang so starken Comebacksaison nach 16 Jahren Amateurfußball für den Club alles andere als geklärt.
Beim 1:1 gegen Jena standen am Sonntag in Michael Schultz, Kevin Conrad, Valmir Sulejmani, Gianluca Korte und Mounir Bouziane fünf Mannheimer Akteure in der Startformation, deren Verträge im Juni auslaufen. Maurice Deville, bis zu seiner Verletzung Stammspieler, sowie der eingewechselte Torschütze Raffael Korte sind ebenfalls nur noch ein paar Monate beim Waldhof gebunden. Bis auf Sulejmani, bei dem sich der Kontrakt verlängert, wenn er 20 Pflichtspiele absolviert, haben die
Leistungsträger derzeit keine Ahnung, wie es weitergeht.
Die vielen auslaufenden Verträge sind längst ein Thema beim Aufsteiger. „Es wird in der Kabine fast über nichts anderes geredet. Natürlich beschäftigt uns das“, sagt Kevin Conrad. Der Kapitän ist in Sorge, weil sich in den zurückliegenden Wochen wenig getan hat. Nicht bei ihm und auch nicht bei Spielern wie dem gebürtigen Speyerer Korte, der seit mehr als vier Jahren für den SVW spielt, mit dem Club Höhen und Tiefen erlebte und nicht weiß, ob weiterhin auf ihn gebaut wird. Für den Kapitän ist der Umgang mit verdienten Spielern ein „Unding“.
Als junger Familienvater ist Conrad daran interessiert, schnell Gewissheit über seine Zukunft zu haben. Der 29-Jährige kam 2017 zum Waldhof, stammt aus dem Kraichgau und würde gerne in Mannheim bleiben. Weil die Aussagen hinsichtlich der guten Atmosphäre innerhalb der Mannschaft keine hohlen Phrasen sind, wollen auch andere nicht gehen. „Hoffentlich geht das nicht kaputt“, erklärt Conrad. „Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Ich denke, dass viele gerne bleiben würden, aber es fehlt ihnen an Wertschätzung von Seiten des Vereins.“
Der Sportliche Leiter Jochen Kientz wehrt sich gegen Vorwürfe, er verschleppe die Vertragsverhandlungen. Er verweist auf die schwierige Lage, in der er sich befindet. „Die Spieler, die schon länger hier sind, haben sehr gut dotierte Verträge. In dieser Form geht das nicht mehr. Wir wollen den Club auf gesunde Füße stellen“, sagt er. Aber Stammspielern mit guten Leistungen Verträge für weniger Geld anbieten? Schwierig.
Hinzu kommt, dass weder Jochen Kientz noch Trainer Bernhard Trares über den Sommer hinaus an den Verein gebunden sind. Das erleichtert die Lage nicht gerade. Den Vertrag des Trainers könnte Kientz verlängern, sein eigener Kontrakt muss von der Geschäftsführung ausgedehnt werden.