Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Comeback in Siebenbürgen
Ex-Skisprung-Weltmeister Severin Freund wagt nach 14 Monaten Zwangspause seine Rückkehr
MÜNCHEN (SID) - Ausgerechnet in Transsilvanien soll die Schreckenszeit in der großen Karriere von Severin Freund ihr Ende finden. In der Heimat von Graf Dracula und Vlad dem Pfähler feiert der frühere Skisprung-Weltmeister am Donnerstag sein Comeback – 14 Monate nach seinem letzten Weltcup-Einsatz.
„Ich freue mich wahnsinnig auf den Weltcup in Rasnov und darauf, wieder beim Team zu sein. Seit dem letzten Wettkampf ist eine lange Zeit vergangen, es wird sicher aufregend und extrem spannend. Ich kann bisher noch nicht sagen, wo ich stehen werde, aber ich werde sicher schlauer sein, wenn das Wochenende vorbei ist“, teilte Freund am Mittwoch unerwartet mit.
Unerwartet deshalb, da es in den vergangenen Wochen ruhig um den 31-Jährigen geworden war. Freund schuftete im Training, während Karl Geiger, Stephan Leyhe und Co. im Weltcup für Furore sorgten. Eigentlich war erwartet worden, dass der Weltmeister von 2015 zunächst bei kleineren Springen im Continental Cup wieder einsteigen würde. Doch die Gelegenheit in Rasnov, wo am Donnerstag die Qualifikation und am Freitag sowie Samstag zwei Einzelspringen anstehen, war günstig.
Zum einen ist das Trambulina Valea Carbunarii im malerischen Siebenbürgen die kleinste Schanze der Weltcupsaison, die Belastung für Freund nach dessen schweren Knieverletzungen damit recht gering. Zum anderen ist angesichts der Formschwäche von Platzhirschen wie Markus Eisenbichler und Richard Freitag durchaus Platz im deutschen Team für Freund und dessen neuerlichen Comeback-Versuch. „Severin konnte nach seiner RückenOP Ende November in den letzten Wochen wieder konstant trainieren und hat gerade in der letzten Einheit in Planica einen guten Eindruck hinterlassen. Wir freuen uns, dass sich Severin wieder mit der internationalen Sprungelite messen kann, um zu sehen, wo er im internationalen Vergleich aktuell rangiert“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der den kriselnden Teamweltmeister Freitag für Freund daheim lässt.
Eine erste Rückkehr des Gesamtweltcup-Siegers von 2014/15, dessen Erfolge die große Ära des früheren Bundestrainers Werner Schuster maßgeblich prägten, hatte es Ende 2018 nach zwei Kreuzbandrissen gegeben, doch eine Meniskusoperation im Februar 2019 sorgte für erneuten Stillstand. Somit blieb das Neujahrsspringen 2019 Freunds letzter Weltcup-Einsatz,
der Continental Cup in Sapporo 20 Tage später war sein bislang letzter Wettkampf. „Ich werde weiter hart daran arbeiten, bald wieder zurück auf der Schanze zu sein“, sagte Freund, der im Sommer ins Training zurückkehrte, aber von Rückenproblemen zurückgeworfen wurde. Der ersehnte Start bei der Vierschanzentournee fiel flach, stattdessen durfte Freund viel Zeit mit seinem Töchterchen Johanna und seiner Frau Caren verbringen. „Er braucht noch Zeit, bis er ein gewisses Level hat“, sagte Bundestrainer Horngacher. Ein Toplevel wird Freund in Rasnov gewiss noch nicht erreichen, sein großes Ziel ist aber ohnehin ein anderes: Bei der HeimWM 2021 in Oberstdorf will der einstige Vorflieger der deutschen Adler nochmal vorne dabei sein. Die Reise nach Transsilvanien ist ein erster Schritt auf dem Weg.