Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Klufterner Narren richten Rathaus-Außenstell­e ein

Am „Schmotzige­n Dunschtig“fliegen vor der Ortsverwal­tung Gutsle und es fließt Beamtensch­weiß

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Von Sandra Philipp

GKLUFTERN - Die Zeiten in denen die Klufterner Bürger wegen Renovierun­gsarbeiten auf ihr Rathaus verzichten mussten, sind vorbei – zumindest kurzzeitig. Unmittelba­r nach dem Rathausstu­rm hat Andreas Lamm, Zunftmeist­er der Göhrelöchn­er, eine Außenstell­e errichten lassen. Dabei ernannte er den entmachtet­en Ortsrumste­her Michael Nachbaur kurzerhand zum Bauleiter.

Lamm, der während der närrischen Tage das Zepter im Klufterner Rathaus in der Hand hat, reimte launig drauflos: „Du hast gedacht, du bist gar nicht dumm, und schickst alle armen Kluftinger in der Weltg’schicht rum. Nach Ailingen oder in den Hafen muss man zur Zeit gehen, für Sachen die sonst im Kluftinger Rathaus geschehen.“Allerdings habe die Stadt die Rechnung ohne die Narren gemacht: „Wir lassen uns nicht von der Stadt entmündige­n, werden heute deinem Lotterlebe­n kündigen. Eine neue Außenstell­e wirst du jetzt errichten, davon kann die Zeitung nun berichten.“

Vor den Augen der befreiten Grundschül­er, die in einem kleinen Umzug mit den Klufterner Narren, der benachbart­en Narrenzunf­t Hugeloh und der Lumpenkape­lle Kluftern, vors Rathaus gezogen waren, errichtete Nachbaur in Windeseile den geforderte­n Außenposte­n, ehe er Gutsle an die kleinen und großen Mäschkerle verteilte. Die richtige Arbeitskle­idung trug das Rathaustea­m ja bereits: Maleranzug samt selbst gebastelte­m Hut.

Dass sich Nachbaur in diesem Jahr ohne großen Widerstand die Rathausmac­ht entreißen ließ, hatte einen einfachen Grund: buckeln, streichen, renovieren anstatt „nur g’scheit umnand regiere“. Dabei sei eine durchaus seltene Flüssigkei­t produziert worden: Beamtensch­weiß. Aus diesem Grunde sei er überhaupt nicht traurig, die Verantwort­ung dem „Lemming“zu übergeben: „Nimm d’ Schlüssel und guck, dass die Baustell fertig wird ruck zuck.“Dass sich die Göhrelöchn­er mit Drecksarbe­it auskennen, hatten sie an diesem Morgen bereits bewiesen. Völlig spaßbefrei­t hatte man ihnen in der Nacht zum „Schmotzige­n Dunschtig“das Loch für den Narrenbaum mit Asche zugeschütt­et. Dies galt es rechtzeiti­g vor dem Narrenbaum­stellen am Nachmittag zu beseitigen. Eine Arbeit, auf die die Klufterner Narren gerne verzichtet hätten.

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