Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Krisentelefonate zu Syrien
Erdogan fordert Unterstützung durch Merkel und Macron
ANKARA (AFP) - In der Konfrontation mit Syrien in der umkämpften syrischen Provinz Idlib hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan international um Unterstützung geworben. In einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron forderte Erdogan am Freitag „konkrete Maßnahmen“Deutschlands und Frankreichs, um eine „humanitäre Katastrophe“im Nordwesten Syriens zu verhindern, wie sein Büro in Ankara mitteilte. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin rief Erdogan demnach in einem weiteren Telefonat dazu auf, die Streitkräfte des syrischen Machthabers Baschar al-Assad „in die Schranken zu weisen“.
Alle drei Gesprächspartner – Merkel, Macron und Erdogan – hätten „ihre gemeinsame Sorge über die katastrophale humanitäre Lage der
Zivilbevölkerung und das Risiko einer weiteren Eskalation“zum Ausdruck gebracht, teilte ein Regierungssprecher in Berlin mit. Demnach plädierten die Gesprächspartner für eine „politische Lösung“der Krise. „Vor diesem Hintergrund halten sie ein zeitnahes gemeinsames Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für sinnvoll“, erklärte der Sprecher weiter.
In dem Telefonat mit Putin habe Erdogan betont, dass die syrischen Streitkräfte in Idlib zur Abwendung einer humanitären Katastrophe zurückgehalten werden müssten, teilte Ankara mit. Demnach forderte Erdogan eine Rückkehr zum Sotschi-Abkommen von 2018, in dem sich Russland und die Türkei auf eine Einstellung der Kämpfe in Idlib geeinigt hatten. Alle seither vereinbarten Feuerpausen wurden jedoch kurz nach Inkrafttreten gebrochen.
Der Kreml gab indes bekannt, Putin habe in dem Telefonat mit Erdogan seiner Sorge über die „Aggressionen“von Dschihadisten in Idlib Ausdruck verliehen. Zudem habe Putin die „Notwendigkeit zur bedingungslosen Respektierung der Souveränität und territorialen Integrität Syriens“unterstrichen. Beide Seiten hätten zudem vereinbart, die Beratungen im Zusammenhang mit der Situation in Idlib zu intensivieren. Ziel sei eine „Reduzierung der Spannungen, die Sicherstellung einer Waffenruhe und die Neutralisierung der terroristischen Bedrohung“. Unklar blieb die Haltung Moskaus zu dem von Merkel und Macron vorgeschlagenen Vierer-Gipfel zu Syrien. Bereits am Donnerstag hatten die Kanzlerin und Frankreichs Staatschef mit Putin telefoniert und ein gemeinsames Treffen mit Erdogan vorgeschlagen.