Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Entgleisung an Fastnacht
Tatort: Ich hab im Traum geweinet (ARD, So., 20.15 Uhr) - Das hat der große Heinrich Heine nicht verdient. Ausgerechnet sein todtrauriges Gedicht wurde zum Titellieferanten für diesen missratenen Krimi zur Fastnachtszeit aus dem Schwarzwald! Nichts gegen den Kameraschwenk zum Elzacher Straßenumzug, wo die Schuttig ihre Saublodere schwingen und den Passanten eine überziehen. Aber anschließend artet die Fastnacht zum hemmungslosen Besäufnis aus, bei dem selbst die Kommissare außer Rand und Band geraten. Völlig abgeschmackt die Bettszene nach der Kneipentour, in der Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Joachim Berg) im Vollrausch Sex probieren. Dass sie am nächsten
Tag mit einem Kater nicht nur ihr Scherbengericht zusammenkehren, sondern missmutig auch den Tod eines Hotelgastes aufklären müssen, steigert die Lust am Zuschauen kaum.
Die allzu sehr mit sich selbst beschäftigten Ermittler sind also nicht die großen Aktivposten. Neugierig machen dagegen Darja Mahotkin als Krankenschwester Romy und Andrei Viorel Tacu als deren Freund und Arzt David, die beide in einer Schönheitsklinik arbeiten. Dort trifft Romy, ehemaliges Begleitgirl, auf einen früheren Freier. Sie wehrt sich verzweifelt gegen die Schatten aus ihrer Vergangenheit, und David reagiert genauso panisch. Immerhin gibt es in diesem Erzählstrang so etwas wie eine logische Entwicklung.