Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bürgermeister verteidigt sich lächelnd vor dem Narrengericht
Narren erobern auch in Kressbronn das Rathaus – Das Urteil von King Ralph: Natürlich schuldig in allen Anklagepunkten
KRESSBRONN (oej) - Nicht klar ist, ob der strahlende Sonnenschein oder die generelle gute Laune beim Kressbronner Hauptfasnetstag am Gumpigen Donnerstag mehr gewirkt hat, denn der Rathausplatz war gut gefüllt, mit Gastzünften und Kressbronnern. Vom Kinderball am Nachmittag waren schon die Mäschkerle vor Ort mit einmarschiert am Schluss – voran der Büttel und die Schalmeien, dann Ihre Lieblichkeit Prinzessin Alisha mit seiner Tollität Prinz Samuel. Und jede Menge Gardemädchen sowie die Haidachgeister und die Griesebigger.
Rasch war das Rathaus gestürmt und allerlei Masken zeigten sich in den von der Abendsonne beschienenen Fenstern. In Windeseile waren die Narrenflaggen der Haidachgeister
und Griesebigger gehisst, der Gerichtswagen und der GriesebiggerObstkorbwagen besetzt – und das
Narrengericht konnte beginnen. Angeklagte beim „ehrenrührig hochnotpeinlichen Narrengericht“mit „Schandgeige“um Hals und Hände, ausnahmsweise nicht kniend vorgeladen, ist Bürgermeister Daniel Enzensperger gewesen. Keiner Schuld bewusst, zeigte er permanentes Dauerlächeln – auch bei seiner Verteidigung, die er als gelernter Jurist selbst übernehmen durfte. Auf dem Gerichtswagen fanden sich neben anderen Fasnetsgrößen die „Führungsebenen der Kressbronner Fasnet“mit Tatjana Feuer, „der Feurigen“, von den Haidachgeistern, und OberGriesebigger Jörg, dem „Heiligen“Matthäus. Sie trugen ernsthaft die Anklagepunkte des Narrengerichtes vor. Feuer betonte, das Fehlen der Gelben Säcke sei „Wahnsinn“. Dafür wollte sie Greta Thunberg auf den erstaunten Schultes hetzen, wegen dessen „umwelpolitischer Verantwortungslosigkeit“. Einen weiteren Verstoß trug Matthäus vor, der Beweise für das Tragen von „Hosenträgern mit Bierglasmuster“vorlegte. Und das bei einem Bürgermeister, der sich alkoholhaltigen Getränken fernhalten wolle.
Richter „King Ralph“Kolars hat auch Delinquent Enzensperger zu Wort kommen lassen, der alles „nach Politikerart“abstritt. Dazu führte er an, er „lebe CO2-neutral“und die fraglichen Hosenträger gehörten seinem Vater und seien „aus Versehen“getragen.“Richter „King Ralph“ließ das nicht gelten und verurteilte den Angklagten Enzensperger schuldig in allen Punkten. Er habe für ausreichend vorrätige Gelbe Säcke zu sorgen. Außerdem sei er verpflichtet, Hosenträger mit dem Muster eines bekannten Getränkeherstellers, beispielsweise aus Krumbach, zu tragen. In Aussicht stellte Richter Kolars, Enzensperger im nächsten Jahr noch härter zu bestrafen. „Da ist wieder Umzug in Kressbronn, da wird uns schon was Blödes einfallen“, so der Richter. Er ordnete noch die maximale Verteilung von Süßigkeiten durch den Delinquenten und die Garde an. Unter Abspielen von Schalmeienklängen und einem Gardetänzchen. Dann stürzten sich die kleinen Mäschkerle auf die verteilten Süßigkeiten. Für die größeren Narren gab es eine Party im Anschluss in den Räumlichkeiten des Kressbronner Rathauses.