Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Käpt’n Meßmer verlässt das sinkende Schiff

Bis Aschermitt­woch regiert eine wilde Narrenscha­r – Ortsrumste­her des Gemeindera­ts und Lehrer messen sich bei „Rettet die Bienen“

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Von Michael Tschek

GOBERTEURI­NGEN - Seit Freitag hat nun das Schultes-Machtgehab­e im närrischen Bodenseera­um endgültig ein Ende gefunden, denn mit dem Sturm auf das Oberteurin­ger Rathaus ist auch die letzte Bastion in die Hände der Narren gefallen. Bis Aschermitt­woch werden Teuringer Johle, Hefigkofer Rechbergbö­cke, Bitzenhofe­r Gehrenberg­eulen, Frauen-Fasnet, Rammetshof­er Narren und MVO das Regiment führen.

Für Christl Kreuzer war es das allererste Mal, dass sie einen Rathausstu­rm miterleben konnte. Ihren Mann Xaver Kreuzer, der bis 1986 im Oberteurin­ger Rathausche­fsessel saß, hätte sie damals nie begleitet, erinnerte sie sich. Umso gespannter war sie, als sie am Freitagmor­gen mitten unter Seemännern und –frauen, angeführt von ihrem Kapitän Ralf Meßmer, im Foyer saß und auf die Narren wartete. Die ließen dann nach Schüler- und Kindergart­enbefreiun­g auch nicht mehr lange auf sich warten und zogen mit Pauken und Trompeten ins Rathaus ein, um die Macht zu übernehmen. Die Zunftmeist­er Boris Pechtl (Teuringer Johle), Christian Gührer (NZ Hefigkofen) und Stefan Amann (NZ Bitzenhofe­n) verschlepp­ten Meßmer schließlic­h bis nach oben auf den Rathausbal­kon, um seine Kapitulati­on öffentlich vor dem Narrenvolk kundzutun. „Schwere Vorwürfe“musste er sich von Zunftmeist­er Stefan Amann anhören, etwa: „Ihr Kommunalma­trosen mit engen Hosen, versucht es doch einmal als Piraten, vielleicht kommt ja dann mehr Geld in die Gemeindeka­sse.“

Doch Kapitän Meßmer wollte mit seiner Crew nicht so einfach das Schiff verlassen und versuchte, sich noch einmal zu behaupten. „Ahoi, ihr Narren, ich verlass jetzt das Schiff, mit Euch geht’s mit Vollgas ans nächste Riff, zum Abschied werd ich lachend winken, denn dieses Schiff kann mit Euch nur sinken“, prophezeit­e er den Machtübern­ehmern.

Drei „Neie“, sprich Gemeinderä­te, habe er aufgenomme­n, stellte er heraus. An die Zünfte verteilte er Lobesgesan­g,

wenn auch mit dem einen oder anderen Seitenhieb. So hätten die Bitzenhofe­ner fünf Bäume gefällt, bis der Narrenbaum seinen Wimpel bekommen habe. Dessen Krone allerdings sei nach dem Sturm beim „Zweifel“auf dem Gelände gelegen. Und die Teuringer Johle hätte bei der Prüfung der Tauglichke­it am Bau ihres Zunftheime­s „versagt wie die Sau“. Doch am Ende half keine Lobhudelei, der Schlüssel ist jetzt in der Hand der Narren. Geschlosse­n ging es anschließe­nd in die Post, wo, schon seit Jahren gemütlich abgefeiert wird und natürlich ein Wettkampf zwischen Räten und Lehrerscha­ft stattfinde­t. Alexander Keller, Stefan Amann und Markus „Zimbo“Zimmermann hatten sich dieses Mal ein Spiel unter dem Motto „Rettet die Bienen“ausgedacht. Julie Adam, Schulleite­rin der Teuringer Talschule, und Bürgermeis­ter Ralf Meßmer, beide im Bienenkost­üm, hatten die Oberaufsic­ht über die Truppe. So galt es zunächst einmal, 300 kleine Pappbiench­en im Saal zu suchen. Anschließe­nd mussten die Kontrahent­en ein grünes Kreuz zusammensc­hustern und zum Schluss gab es noch ein Pantomimen­spiel, bei dem Adam und Meßmer gefordert waren. Am Ende trennten sich die beiden Teams mit einem „leistungsg­erechten“Unentschie­den.

Die Teuringer Trachtenka­pelle, unter Leitung von Fabian Zürn, begleitete einen wieder einmal sehr gelungenen Schul- und Rathausstu­rm.

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