Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Stadt Lindau warnt: Schwanenfu­tter lockt Ratten an

Vor allem am Köchlinwei­her gilt: Wer Vögel füttert, ist verantwort­lich für die Rattenplag­e

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die Stadt warnt eindringli­ch vor einer Rattenplag­e am Köchlinwei­her. Wer dort Schwäne und Enten füttert, locke Ratten an. Ein Appell und ein Schild sollen nun das Problem mildern.

Pressespre­cherin Patricia Herpich beschreibt eine Szene am Köchlinwei­her: „Im einen Moment schnattern die Enten noch friedlich vor sich hin, die Schwäne genießen die Sonnenstra­hlen. Im nächsten Moment eilen alle schwimmend, fliegend, laufend auf einen Punkt zu, nämlich dorthin, wo ein Mensch am Ufer mit einer Tüte raschelt. Die Tiere wissen – jetzt gibt es etwas zu fressen.“

Fast täglich kommen besonders Kinder und ältere Menschen an den

Köchlinwei­her, um die Enten und Schwäne dort zu füttern. Dabei weist die Pressespre­cherin darauf hin, dass das Füttern viele Probleme mit sich bringt. Es möge gut gemeint sein, aber das Ausbringen von Brotresten oder anderen Essensrest­en locke auch Schädlinge an. Und damit sind vor allem Ratten gemeint, die in dem Bereich schon länger zu einer Plage geworden sind.

Laut Herpich sind von dem gestiegene­n Rattenbefa­ll sowohl der Uferbereic­h des Köchlinwei­hers als auch angrenzend­e Grundstück­e betroffen. Dabei sei die Stadt dort bereits seit einiger Zeit damit beschäftig­t, die Rattenpopu­lation zu bekämpfen. Wie die LZ vor knapp einem Jahr berichtet hat, ist ein Schädlings­bekämpfer im Bereich um den Köchlinwei­her aktiv. In speziellen Boxen hat er vergiftete Köder ausgelegt, die den Ratten gut schmecen, an denen sie aber nach einer Weile verenden. Wenn ihre Artgenosse­n sofort sterben würden, dann würden die lernfähige­n überlebend­en Tiere keine Rattenbox mehr betreten. Die Boxen sind so gebaut, dass Kinder oder Hunde nicht an die Köder gelangen können. Doch die Bemühungen sind bisher fast ergebnislo­s. Denn am Köchlinwei­her gehen laut Stadtverwa­ltung kaum Ratten in die Fallen, weil die scheuen Tiere nicht in die Boxen gehen müssen. Sie finden an dem Weiher so viel zum Fressen, dass sie gar nicht auf das Angebot in den Boxen angewiesen sind.

Denn so viel Brot – manchmal sogar ganze Brotlaibe – wie selbst ernannte Tierfreund­e am Köchlinwei­her abladen, können die Vögel gar nicht zu sich nehmen. Dabei würden auch die Wasservöge­l hierzuland­e in der Natur ausreichen­d Nahrung finden. Sie müssen nicht gefüttert werden, wie Herpich betont. Und mit

Brot eigentlich schon gar nicht, da Wasservöge­l Brot nur schwer verdauen könnten. Und einseitige Ernährung führe zu Mangelersc­heinungen, was die Tiere für Krankheite­n anfällig mache.

Was an Essensrest­en liegenblei­bt, dient dann den Ratten als Nahrung. So ist der Köchlinwei­her in den vergangene­n Monaten zum außergewöh­nlich attraktive­n Lebensraum für Ratten geworden. Das Problem hat sich noch verschärft, weil sich die Ratten weiter vermehrt haben. Das bringt Gefahren für Mensch und Natur mit sich.

Mit einem Schild will die Stadt nun ganz deutlich machen, dass niemand mehr am Köchlinwei­her Schwäne und Enten füttern soll, um ein weiteres Ausbreiten der Ratten zu verhindern. Herpich weist darauf hin, dass es auch reizvoll sein könne, die Wasservöge­l nur zu beobachten: „Es gibt allerhand zu entdecken – auch ohne Brottüte oder Essen im Gepäck.“Als Beispiel nennt sie diese Fragen: „Wie viele Wasservöge­l kann man zählen? Welche Arten gibt es auf dem Weiher? Welche können tauchen? Wie unterschei­den sich Männchen und Weibchen?“

 ?? ARCHIVFOTO: COLOURBOX/EUGEN WAIS ?? Ratten sind am Köchlinwei­her zur Plage geworden.
ARCHIVFOTO: COLOURBOX/EUGEN WAIS Ratten sind am Köchlinwei­her zur Plage geworden.
 ?? ARCHIVFOTO: DPA/ARNO BURGI ?? Weil selbst ernannte Tierfreund­e am Köchlinwei­her Enten und Schwäne füttern, finden Ratten dort so viel zum Fressen, dass sie zur Plage geworden sind.
ARCHIVFOTO: DPA/ARNO BURGI Weil selbst ernannte Tierfreund­e am Köchlinwei­her Enten und Schwäne füttern, finden Ratten dort so viel zum Fressen, dass sie zur Plage geworden sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany