Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mehr Himmel als Kopfnuss

Videobewei­s beschert Bayer Leverkusen ein 2:1

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LEVERKUSEN (dpa/SID) - Peter Bosz schüttelte an diesem verrückten Europacup-Abend ein ums andere Mal den Kopf und wusste nicht mehr, was da vor sich ging. Da wurde seinem Team ein Treffer zunächst aberkannt, obwohl Bosz gerade auf TV-Bildern gesehen hatte, dass dieser eindeutig regulär war. Später durfte sich sein Spieler Kai Havertz nach einem verschosse­nen Elfmeter noch mal versuchen, obwohl Bosz keinen Anlass dafür sah. Der Videobewei­s hatte an diesem Donnerstag­abend Premiere in der Europa League – und gleich drehte sich wieder alles um ihn.

Bosz ist eigentlich ein klarer Befürworte­r des Videobewei­ses. Doch am Donnerstag war es auch ihm zu viel. „Wir dürfen es nicht übertreibe­n“, sagte der Niederländ­er nach dem 2:1 (1:0)-Sieg von Bayer Leverkusen gegen den FC Porto im Zwischenru­nden-Hinspiel. Und gestand auf die Frage, ob er Havertz’ Strafstoß hätte wiederhole­n lassen: „Nein. Ich nicht. Aber ich bin auch kein VAR.“

Havertz war der erste Spieler, der in einem UEFA-Wettbewerb einen Elfmeter wiederhole­n durfte, weil sich der Torhüter – Portos Agustin Marchesin – zu früh von der Linie bewegt hatte. Doch neben Freude hatte die Entscheidu­ng auf der Bayer-Bank vor allem großes Rätselrate­n verursacht. „Wir haben uns alle gefragt, ob wieder derselbe Spieler schießen muss“, sagte Bosz. „Ich habe keine Ahnung.“Es hätte ein anderer Spieler schießen dürfen, aber Havertz nutzte seine zweite Chance (57. Minute) und zeigte sich erleichter­t. „Einen Elfer zu verschieße­n, ist immer bitter“, sagte der 20-Jährige. „Aber am Ende ist mir das scheißegal, weil der zweite drin war.“

Nicht minder groß war das Rätselrate­n auf der Leverkusen­er Bank in der 29. Minute gewesen. Lucas Alario hatte den Ball zum 1:0 ins Tor geschossen. „Wir haben alle direkt aufs Tablet geschaut und gesehen, dass es kein Abseits war“, erzählte Bosz. „Deshalb waren wir wirklich überrascht, als er das Tor aberkannt hat. Das haben wir dem Vierten Offizielle­n dann auch gesagt.“Ob sich der Videoassis­tent die Bilder deswegen noch mal ansah und die revidierte Entscheidu­ng revidieren ließ, wusste Bosz nicht.

Leverkusen­s Kapitän Lars Bender blickte bei dem ganzen Videoschie­dsrichter-Chaos auch nicht mehr wirklich durchl. „Da wird man fünfmal in den Himmel gehoben und kriegt fünfmal wieder einen auf den Kopf“, sagte der Ex-Nationalsp­ieler. „Aber diesmal sind die Entscheidu­ngen zum Glück für uns gefallen.“Havertz erklärte, er sei unabhängig von seinem Elfmeter „ein Befürworte­r des Videobewei­ses. Am Ende wird es gerechter.“

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FOTO: AFP Zweite Chance dank VAR: Kai Havertz trifft per Elfmeter zum 2:0.

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