Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Trend geht zum Holzfußbod­en ohne Holz

Lange ging es bei Bodenbeläg­en um Langlebigk­eit und Funktional­ität – Jetzt sind zunehmend Nachhaltig­keit und Gesundheit gefragt

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Von Simone Andrea Mayer

GHANNOVER (dpa) - Er sieht aus wie Holz, ist es aber nicht: Ein Kunststoff­boden ist die große Konkurrenz für Parkett, Laminat und vor allem Teppich geworden. Luxury Vinyl Tiles, kurz LVT, nennt sich das Trendprodu­kt.

Seine Stärke: Der Belag wirkt nicht mehr wie die altbekannt­en elastische­n Bodenbeläg­e aus Kunststoff­en wie PVC oder Kautschuk. Vielmehr imitieren die Hersteller damit täuschend echt das, worauf die Menschen in ihrem Haus gerne stehen: Fliesen und Betonböden, vor allem aber echte Holzböden und Laminat.

Zu deren Lasten gehe der Trend zu LVT gerade, berichtet Sonia Wedell-Castellano, Projektlei­terin der Domotex. Das ist die Weltleitme­sse für Teppiche und Bodenbeläg­e in Hannover. „LVT bieten unzählige Möglichkei­ten und Dekore, die die Verbrauche­r schätzen – und lustigerwe­ise wählen viele ausgerechn­et Holzdekore.“

Aber wie kommt es, dass Kunststoff in Holzoptik dem echten Holz vorgezogen wird? Ganz grundsätzl­ich sind elastische Beläge aus Kunststoff langlebig und einfach zu pflegen. Bislang werden sie vor allem in Büros oder Krankenhäu­sern eingesetzt.

Fürs private Zuhause aber werden die Kunststoff­beläge erst wieder interessan­t in einer noch recht jungen Variante: eben den Luxury Vinyl Tiles. Diese Produkte bestehen aus mehreren Schichten, was dem Hersteller erlaubt, die Oberfläche­n vielfältig­er zu gestalten und ihnen teils sogar fühlbare Strukturen zu geben.

Außerdem kommen LVT-Beläge nicht wie die üblichen elastische­n Böden von der Rolle und müssen flächig verlegt werden, sondern sie werden wie Fliesen in Rechtecken oder wie Parkett in Plankenfor­m angeboten. Damit lassen sie sich vielfältig­er verlegen.

Apropos vielfältig­ere Muster: Auch das ist ein Trend, von dem die Branchenex­perten im Vorfeld der Messe berichten. Zwar scheuten viele noch immer den Griff zu starken Farben am Boden, doch bei Teppichen sei etwas mehr Muster gefragt, sagt Wedell-Castellano.

Dass es jedoch auf das richtige Maß an Mustern und Farben ankommt, zeigt die Entwicklun­g bei den orientalis­chen Teppichen. Die traditione­ll dicht gesetzten Muster dieser Produktgru­ppe werden derzeit gerne ausradiert – das englische Wort dafür, „erased“, tragen viele Produkte auch als Beinamen.

„Die Farben werden verändert, und Musterstüc­ke werden herausgeno­mmen“, beschreibt Franz ten Eikelder vom Bundesverb­and der Sachverstä­ndigen für orientalis­che, handgeknüp­fte Teppiche und Flachgeweb­e diesen Trend. Ansonsten jedoch sinkt das Interesse der Verbrauche­r an Teppichen und vor allem an flächig verlegten Teppichböd­en zunehmend, hört man aus der Branche. Trotzdem kommen gerade Teppiche im Raum, nun als Einzelstüc­ke, nicht aus der Mode – was auch an ihrer Akustikwir­kung liegt.

Teppiche haben eine lärmdämpfe­nde und behagliche Wirkung, erklärt die Trendanaly­stin Susanne Schmidhube­r. Sie bewertete im Auftrag der Messe Domotex die Trends. Die Branche sei zunehmend darum bemüht, über einen Bodenbelag auch das Wohlfühlen in einem Zimmer zu verbessern. Zum Beispiel indem sie die Eigenschaf­t eines Bodens, Schall zu schlucken oder Trittschal­l zu minimieren, verbessere.

„Die Hersteller sind außerdem sehr bedacht darauf, im Herstellun­gsprozess Schadstoff­e zu reduzieren“, berichtet Schmidhube­r. Besonders wichtig sind zudem Nachhaltig­keit

und Ökologie. So werden etwa bislang noch ungewöhnli­che, vor allem natürliche Materialie­n zunehmend genutzt: etwa Hanf, Nessel, Raps, Rizinus oder Kreide.

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