Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mobilfunka­nbieter halten Zusagen bei LTE-Abdeckung nicht ein

Wirtschaft­sministeri­n bringt Änderung bei Vergabemod­ellen ins Spiel

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STUTTGART (lsw) - Zwei der drei Mobilfunka­nbieter im Südwesten liefern noch nicht das, was sie beim Erwerb der Frequenzen im Jahr 2015 zugesagt haben – nämlich eine Mindestdat­enrate von 50 MBit/s in fast allen Haushalten. Das erfülle sie mit Sorge, schrieb Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) nun in einem Brief an den auch für Digitales zuständige­n Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU).

„Mit Verwunderu­ng habe ich zur Kenntnis genommen, dass nach Angaben der Deutschen Telekom eine LTE-Abdeckung von 96,01 Prozent der Haushalte und nach Angaben von Telefónica eine LTE-Abdeckung von 82,7 Prozent der Haushalte in Baden-Württember­g erreicht wurde“, heißt es in dem Schreiben. Somit hätten bereits zwei Mobilfunkb­etreiber nach eigenen Angaben die Versorgung­sauflagen nicht erfüllt.

Bei der Versteiger­ung der Frequenzen 2015 hatten sich die Anbieter unter anderem verpflicht­et, ab dem 1. Januar 2020 mindestens 97 Prozent der Haushalte je Bundesland mit einer Mindestdat­enrate von 50 MBit/s pro Antennense­ktor zu versorgen.

Nun ist die erste Hürde bereits gerissen – und Hoffmeiste­r-Kraut fragt sich und den Bundesmini­ster, wie die weiteren Versorgung­sauflagen Anfang 2023 und Anfang 2025 erfüllt werden sollen. Sie bitte um Auskunft über das weitere Verfahren und den Zeitplan zur Überprüfun­g der Auflagen.

Zudem forderte die Landeswirt­schaftsmin­isterin, alternativ­e Vergabemod­elle statt der bisherigen Versteiger­ungspraxis von Frequenzen zu prüfen. „Insbesonde­re der Vorschlag einer ,negativen Auktion‘ wäre dazu geeignet, eine marktorien­tierte Lösung zu finden.“Dafür hatten sich die Landeswirt­schaftsmin­ister schon mehrfach ausgesproc­hen – bei einer negativen Auktion würden nicht wie bisher zunächst die lukrativen Gegenden ausgebaut, sondern ländliche Regionen bevorzugt, die sonst zu kurz kommen.

Baden-Württember­g liegt gemeinsam mit Hessen und RheinlandP­falz auf den letzten Plätzen, was die Versorgung­sauflagen betrifft. Im Bundesdurc­hschnitt konnten die Unternehme­n Telefónica, Telekom und Vodafone seit 2015 eine Abdeckung von 98,6 Prozent der Haushalte erzielen – im Südwesten sind es 97 Prozent. Problemati­sch ist die Erhebung der Daten, die bisher von den Betreibern selbst an die Bundesnetz­agentur gemeldet wurden.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Die Abdeckung mit schnellem Internet bleibt in Baden-Württember­g hinter vertraglic­hen Zusagen zurück.

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