Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Harte Zeiten für Geldwäsche­r

Deutschlan­d rutscht auf dem Schattenfi­nanzindex von Platz 7 auf Platz 14

- Von Hannes Koch

BERLIN - Steuerhint­erzieher und Geldwäsche­r haben es nicht mehr so leicht wie früher. Auf dem weltweiten Schattenfi­nanzindex steht Deutschlan­d aber immer noch weit oben, bemängelt das Netzwerk für Steuergere­chtigkeit.

Es ist hierzuland­e schwerer geworden, Steuern zu hinterzieh­en und Geldwäsche zu betreiben. Auf der neuen Liste des Netzwerks für Steuergere­chtigkeit belegt Deutschlan­d nur noch den 14. Platz, nicht mehr den siebten wie in 2018. Der Fortschrit­t beruht unter anderem auf der Einführung des öffentlich­en Transparen­zregisters, in das sich Banken, Versicheru­ngen, bestimmte Stiftungen und andere Kapitalges­ellschafte­n eintragen müssen. Bei Immobilien mangele es aber noch an Transparen­z, erklärte das Netzwerk.

Bei der Liste, dem sogenannte­n Schattenfi­nanzindex, gilt: Je weiter oben, desto schlimmer. Auf Platz eins stehen diesmal die Kaiman-Inseln, ein britisches Überseegeb­iet südlich von Kuba. Auf Platz zwei folgen die USA, dann die Schweiz,

Hongkong, Singapur, Luxemburg, Japan und die Niederland­e. Das internatio­nale Tax Justice Network hat diesmal 133 Staaten weltweit überprüft, ob sie Steuerhint­erziehung und Geldwäsche beispielsw­eise dadurch fördern, dass Kapitalanl­eger dort wichtige Informatio­nen nicht veröffentl­ichen müssen.

Weil sich etwa die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit (OECD) seit Jahren um die Austrocknu­ng

von Steueroase­n bemüht, nimmt die Bedeutung illegaler Finanzströ­me in vielen Staaten ab. In „den USA, Großbritan­nien und den Kaimaninse­ln vergrößert­e sich der Schattenfi­nanzsektor“nach Recherchen des Netzwerks jedoch. „Schattenfi­nanz öffnet Drogenkart­ellen den Zugang zum Banksystem, macht Steuerhint­erziehung zum Kinderspie­l und Menschenha­ndel profitabel“, sagte Netzwerk-Vorstand Alex Cobham.

Motiviert durch die große Finanzkris­e ab 2008 und diverse internatio­nale Steuerskan­dale gehen auch die Europäisch­e Union und die Bundesregi­erung gegen Steuerhint­erziehung vor. Ein Ergebnis ist mittlerwei­le das öffentlich­e Transparen­zregister in Deutschlan­d. Grundsätzl­ich kann man dort nachschaue­n, welche Personen hinter Kapitalges­ellschafte­n stehen, die früher mehr oder weniger anonym arbeiteten. Das erleichter­t Kritikern, Journalist­en aber auch Steuerfahn­dern, illegale Geldströme aufzudecke­n.

Ein ähnliches Register für Immobilien fehle in Deutschlan­d allerdings noch, kritisiert­e NetzwerkMi­tarbeiter

Christoph Trautfette­r. Zwar enthalten die kommunalen Grundbüche­r viele Informatio­nen über Grundstück­e, Wohn- und Gewerbeimm­obilien.

Allerdings sind sie bisher nur beschränkt öffentlich, selten digitalisi­ert und nicht bundeseinh­eitlich einsehbar. Oft fällt es auch schwer, die tatsächlic­hen Eigentümer beispielsw­eise von Wohnanlage­n mit Tausenden Wohnungen ausfindig zu machen. Nicht nur Finanzämte­rn, sondern auch Mietern, die sich gegen spekulativ­e Verkäufe wehren, fehlen deshalb oft die nötigen Informatio­nen. Als Schattenfi­nanzzentre­n bezeichnet das Netzwerk Orte, die ein Unterlaufe­n von Steuergese­tzen und Transparen­zregeln begünstige­n. Der erstellte Index setzt sich aus dem Geheimhalt­ungswert und dem Anteil des Gebietes am globalen Markt für grenzübers­chreitende Finanzdien­stleistung­en zusammen. Untersucht werden etwa das Bankgeheim­nis eines Landes, die Existenz öffentlich­er Register und Jahresabsc­hlüsse von Firmen sowie die Bereitscha­ft der Behörden zum Informatio­nsaustausc­h.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Kampf gegen die Schattenwi­rtschaft: Zollbeamte gehen auch gegen Geldwäsche und Schwarzarb­eit vor.

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