Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kein Verdacht auf Coronavirus im Bodenseekreis
ZF ist von Ankunft des Virus in Italien nicht direkt betroffen – Landratsamt zeigt sich nicht beunruhigt
FRIEDRICHSHAFEN (rup/sz) - Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Zwei Verdachtsfälle werden nun aus dem italienischen Südtirol gemeldet, zwei weitere aus dem österreichischen Bundesland Tirol. Im Bodenseekreis ist die Lage aber indes unverändert. Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises, sagt auf Anfrage: „Italien bringt für uns keinen neuen Sachstand. Dass es jederzeit passieren kann, dass es einen Infizierten gibt, dass zum Beispiel ein Reisender aus Wuhan in den Bodenseekreis kommt, darauf sind wir sowieso schon vorbereitet."
Maßgeblich für die gegenwärtige Einschätzung der Behörde sei das Robert-Koch-Institut als zentrale Fachstelle. „Vorrang hat bei uns aktuell, dass wir den Informationsfluss sicherstellen – zu den Krankenhäusern und auch zu den Hausärzten.“Damit im Verdachtsfall alles seinen richtigen Gang gehe. Einen Informationsaustausch mit österreichischen
Behörden gebe es derzeit nicht.
Das steht in Widerspruch zur Aussage von Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner. Der sagte am Dienstag, er sei nach dem
Eintreffen des Coronavirus in Italien mit den Nachbarregionen rund um den Bodensee in Kontakt. Am Mittwoch will Wallner den Krisenstab einberufen, um über Maßnahmen zu beraten, die in Vorarlberg nötig werden könnten.
ZF ist nach Auskunft eines Pressesprechers vom Corona-Virus bislang nicht direkt betroffen. „Stand heute“, sagte er am Dienstag, „sind keine ZFMitarbeiter in Italien erkrankt, keine Produktionseinrichtungen geschlossen“. ZF unterhält in Italien acht Werke und zwei Vertriebsbüros mit insgesamt rund 1750 Mitarbeitern. Im Jahr 2018 erzielten sie laut Angaben von ZF einen Umsatz von rund 970 Millionen Euro.
In den Regionen Emilia-Romagna, Lombardei, Piemont und Venetien sind sieben Werke und ein Vertriebsbüro, angesiedelt mit zusammen 1600 Mitarbeitern. Dort werden zum Beispiel Getriebe für Motorboote oder Stoßdämpfer für Pkw und Motorräder produziert. Die Lombardei ist vom Corona-Virus besonders stark betroffen.
Laut ZF sind die Werke in den betroffenen Regionen geöffnet und produzieren, „solange keine behördlichen Anordnungen das einschränken“. ZF schütze seine Mitarbeiter durch besonders striktes Beachten von Hygienevorschriften, teilt der ZF-Sprecher mit. Dazu gehören unter anderem regelmäßiges gründliches Händewaschen und das Vermeiden von Körperkontakt. Außerdem gebe es genaue Zugangskontrollen zu den Werken. So fänden bei Lieferanten Fiebermessungen statt und eingehende Waren würden desinfiziert. Dienstreisen in Regionen, die vom Corona-Virus betroffen sind, dürfen vorläufig nur in dringenden Fällen und mit ausdrücklicher Sondergenehmigung durch den jeweiligen Vorgesetzten unternommen werden, so ZF. Die ZF-Mitarbeiter seien frühzeitig über diese Reiseeinschränkungen informiert worden. Trotz der Ausbreitung des Virus in Italien blicke ZF aber vor allem auf China. Dort produziert der Zulieferer an mehr als 40 Standorten.