Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars werfen Timo Gams aus dem Kader
Nach einer Prügelei während der Fasnet ist der Eishockeystürmer entlassen worden – Opfer mit Nasenbeinbruch
Von Thorsten Kern
GRAVENSBURG - Der 20-jährige Stürmer Timo Gams steht nicht mehr im Kader der Ravensburg Towerstars. „Aufgrund eines Vorfalls, den die Clubführung in keinster Weise tolerieren kann“, wie es in einer kurzen Pressemitteilung heißt, trennte sich der Eishockey-Zweitligist aus „disziplinarischen Gründen“mit sofortiger Wirkung von Gams. „Wir haben keine andere Wahl gesehen“, sagte Geschäftsführer Rainer Schan auf Nachfrage.
Weiter wollte sich Schan nicht zu dem Vorfall äußern. Er habe sich am Dienstag mit Trainer Rich Chernomaz und Teammanager Raphael Kapzan zusammengesetzt. Die Entscheidung, Gams zu entlassen, sei einvernehmlich gefallen. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“soll der Stürmer am Montagabend in einer Ravensburger Gaststätte mit einem Mann aneinandergeraten sein. Wie die Frau des Opfers am Dienstag der „Schwäbischen Zeitung“schilderte, habe Gams ihren Mann unvermittelt angegriffen und mit einem Faustschlag sowie einem Kopfstoß schwer verletzt. Der Mann musste am Abend noch ins Krankenhaus nach Ulm gebracht werden. Neben einer Verletzung am Auge habe ihr Mann einen dreifachen Nasenbeinbruch davongetragen, schilderte die Zeugin der SZ.
Laut Polizeibericht gab es in der Gaststätte zunächst eine „verbale Auseinandersetzung“, im weiteren Verlauf ist die Rede von einem Faustschlag sowie von einem Kopfstoß. Auch Alkohol soll im Spiel gewesen sein. Die Frau des Opfers betonte, dass der Angriff – anders als zunächst von der Polizei vermeldet – nur von Gams ausgegangen sei. Das hätten auch zahlreiche andere Zeugen bestätigt. „Er ist völlig grundlos auf ihn losgegangen, mein Mann hat überhaupt nichts gemacht und hatte keine Chance.“Völlig unvermittelt habe Gams zugeschlagen. Ihr Mann hatte zuvor wohl versucht, nach einer kleinen Schubserei, an der der Towerstars-Spieler mit beteiligt gewesen sein soll, für Ruhe zu sorgen. „Er hat nur gesagt, man solle damit aufhören“, sagte die Frau, die der SZ namentlich bekannt ist. Eine Mitarbeiterin eines Sicherheitsdienstes hatte schließlich die Polizei gerufen.
Diese ermittelt nun gegen den 20Jährigen, weil auch Anzeige erstattet wurde. Die Towerstars handelten umgehend. Vor wenigen Tagen hatten sie noch positive Schlagzeilen generiert, als die Mannschaft ein Plakat zeigte mit der Aufschrift: „Wir brauchen jeden Fan. Aber ohne Gewalt.“
Im Laufe des Dienstags hat sich Gams bei dem Opfer und dessen Frau gemeldet. „Er hat bei uns angerufen und sich entschuldigt“, sagte die
Frau des Opfers. „Es tut ihm leid.“Verstehen kann sie die Aktion weiter überhaupt nicht. „Es gab doch überhaupt keinen Grund.“Ihrem Mann gehe es etwas besser, die Probleme am Auge seien aber weiter da.
Gams kam erst Ende Dezember 2019 von den Tölzer Löwen zu den Ravensburg Towerstars. Nach drei Toren im ersten Spiel gegen die Lausitzer Füchse folgten noch zwei Tore und zwei Vorlagen.
Der 20-Jährige ist nicht der erste Profisportler, der am Rosenmontag negativ aufgefallen ist. Der ehemalige Fußballnationalspieler und Weltmeister Kevin Großkreutz war am Rosenmontag 2017 in Stuttgart an einer Prügelei mit Jugendlichen beteiligt. Großkreutz soll zugeschlagen haben und trug damals selbst eine Platzwunde davon. Wenige Tage nach dem Vorfall trennte sich der VfB Stuttgart von Großkreutz.