Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Verhältnisse wie im Fußball? Handball-Szene grummelt
Meistercoach warnt nach Trainer-Entlassungen
FLENSBURG (SID) - Erst Christian Prokop und Kai Wandschneider, nun Kristjan Andresson und Heiko Grimm: Die jüngsten Trainerentlassungen im deutschen Handball sorgen für ein Grummeln in der Szene. Flensburgs Meistercoach Maik Machulla warnt angesichts des sich immer schneller drehenden TrainerKarussells davor, dass „die Dinge Züge wie im Fußball annehmen“.
„Wir müssen alle cooler werden“, sagte der 43-Jährige der dänischdeutschen Tageszeitung „FlensborgAvis“angesichts der jüngsten Ereignisse beim Deutschen Handballbund (DHB) und in der Bundesliga (HBL). Was mit der für viele überraschenden Freistellung von Bundestrainer Prokop am 6. Februar begann, erreichte keine drei Wochen später mit dem unehrenhaften Rauswurf von Heiko Grimm bei der MT Melsungen am Dienstag einen neuen Höhepunkt. Ex-Nationalspieler Grimm war vier Tage vor der tatsächlichen Demission schon per Ultimatum mit Trennung gedroht worden.
„Ich glaube nicht, dass es ein öffentliches Ultimatum für einen Trainer benötigt“, sagte Machulla. Die nicht minder skurrile Nachricht des bevorstehenden Abgangs von LigaUrgestein Kai Wandschneider, der 2021 bei der HSG Wetzlar gehen muss, kommentierte der Meistertrainer der letzten zwei Spielzeiten nicht.
Stattdessen warb Machulla um Geduld vor allem mit neuen Trainern wie beispielsweise Andresson, der bei den Rhein-Neckar Löwen erst zu Saisonbeginn die Nachfolge von Nikolaj Jacobsen angetreten hatte und am Samstag entlassen wurde. „Er war neu, kannte weder die Liga noch die Sprache“, sagte Machulla: „Man darf vor allem das mit der Liga nicht unterschätzen, und daher gilt wie für einen Spieler, dass auch ein Trainer ein Jahr Zeit benötigt, um richtig anzukommen.“
Nachfolger Martin Schwalb ist dennoch nicht bange vor der Aufgabe beim kriselnden Meister von 2016 und 2017. „Ich bin topfit, rauche nicht mehr, trinke zwar ab und zu ein Gläschen Wein, aber ihr braucht euch keine Sorgen machen“, sagte Schwalb. Und grinste. Fast sechs Jahre nach seinem Herzinfarkt übernimmt Schwalb wieder ein Traineramt und ist heiß auf seine neue Aufgabe. „Der junge Mann neben mir brennt“, sagte Sportchef Oliver Roggisch. Und auch Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann freute sich diebisch über den spektakulären Coup. Schwalb, der zunächst einen Vertrag bis 2021 unterschrieb, sei die „optimalste Lösung“und nicht bloß ein Feuerwehrmann, „der Brände löscht. Wir wollen mit ihm die Rhein-Neckar Löwen weiterentwickeln.“
Maik Machulla würde es freuen.