Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immer mehr Infektionen in immer mehr Ländern
Weltgesundheitsorganisation sieht Epidemie an einem „Wendepunkt“– Weniger neue Fälle innerhalb Chinas als außerhalb
ROM (AFP) - Das Coronavirus breitet sich in Europa rasant aus: In Italien gibt es trotz großangelegter Quarantänemaßnahmen mittlerweile 14 Tote und 528 Infizierte, wie der Zivilschutz am Donnerstag mitteilte. Auch Frankreich steht vor einer Epidemie, wie Präsident Emmanuel Macron sagte. In Japan sollen unterdessen die Schulen für mehrere Wochen geschlossen bleiben, Saudi-Arabien schließt seine Grenzen für Pilger.
Italien ist der bislang größte Infektionsherd des neuartigen Virus in Europa. Der Zivilschutz gab am Donnerstag zwei weitere Todesfälle und fast 130 neu bestätigte Infektionen bekannt. Von Italien aus hat sich das Virus weiterverbreitet: In Deutschland, Spanien, Griechenland, Großbritannien, Kroatien, Dänemark und Österreich gibt es einen oder mehrere Erkrankte, die sich bei einer Italien-Reise angesteckt haben.
Italiens Außenminister Luigi Di Maio warb trotzdem um ausländische Touristen. Bisher gebe es nur zwei Infektionsherde in Norditalien, sagte Di Maio in Rom. Nur elf der mehr als 7000 italienischen Gemeinden seien von Infektionen betroffen. Italien trage zudem nicht die Schuld dafür, „dass wir mehr Kontrollen vornehmen“als andere Länder.
In Spanien erhöhte sich die Zahl der Infektionen auf 17, davon wurden allein 15 Fälle seit Montag registriert. Auf der Insel Teneriffa stehen seit Dienstag mehr als 700 Urlauber in einem Hotel unter Quarantäne.
In China, dem Ausgangspunkt der Epidemie, geht die Zahl der Neuansteckungen unterdessen zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte am Mittwoch und Donnerstag mehr neue Fälle außerhalb Chinas als in der Volksrepublik selbst. Am Donnerstag gab die Regierung in Peking 29 weitere Todesfälle in Festlandchina bekannt, die offizielle Gesamtzahl der Verstorbenen stieg damit auf 2744.
Außerhalb Chinas wurden nach Angaben der WHO mittlerweile rund 3470 Infizierte in 44 Ländern registriert. Die Coronavirus-Epidemie stehe damit vor einem „Wendepunkt“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Vor allem Länder mit ersten Infektionsfällen müssten schnell und offensiv handeln, um das Virus einzudämmen.
Größter Herd des Erregers außerhalb von China ist weiterhin Südkorea. Seit Mittwoch stieg die Gesamtzahl der Infektionen auf fast 1600. Zwölf Menschen starben. Kritisch ist die Lage auch in Iran, wo die Zahl der Todesopfer nach offiziellen Angaben auf 26 gestiegen ist. Von dort breitete sich das Virus unter anderem in den Irak aus.