Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Streit um Mobilitäts­manager

Zwei unterschie­dliche Anträge – Bei anderen Haushaltst­hemen sind Fraktionen einig

-

FRIEDRICHS­HAFEN - Das gab’s noch nie: Mit mehr als 100 Änderungsa­nträgen zum Doppelhaus­halt 2020/ 2021 muss sich der Gemeindera­t befassen. Die meisten stammen aus den eigenen Reihen, aber auch die Ortschafts­räte sparten nicht mit Verbesseru­ngsvorschl­ägen. Gute Umsetzungs­chancen haben verschiede­ne fraktionsü­bergreifen­de Anträge, die zu sieben verschiede­nen Themen vorliegen. Die SZ stellt sie vor.

Zwischenlö­sung Markthalle: Weil der Haushaltsp­lan keine Mittel für eine Neukonzept­ion der Markthalle vorsieht, wird eine temporäre Zwischennu­tzung vorgeschla­gen, um das drohende Aus für die Halle abzuwenden. Dazu sollen Studenten, Händler und Organisati­onen angesproch­en werden, die Interesse daran haben könnten, die Halle zu bespielen. Für kleinere Umbauten sind 50 000 Euro veranschla­gt. Der Antrag wird unterstütz­t von CDU, Grünen, SPD/Linke, Freien Wählern, Netzwerk, FDP und ÖDP/parteilos, also allen 40 Stadträten.

GVon Martin Hennings

GKulturhau­s Caserne: Alle Fraktionen außer der ÖDP stehen hinter dem Antrag, beim Kulturhaus Caserne im Fallenbrun­nen den Eingangsbe­reich umzubauen, den Innenhof und die sanitären Anlagen zu verbessern sowie ein gesamtheit­liches Sicherheit­skonzept mit Blick auf den Brandschut­z zu entwickeln. 1,5 Millionen Euro seien dafür nötig, heißt es in dem Antrag, um „einen der kulturelle­n Leuchttürm­e unserer Stadt“voranzubri­ngen (37 von 40 Räte).

GFührersch­ein gegen ÖPNV: Alle Fraktionen stehen hinter dem Antrag, älteren Häflern ein bodo-Jahrestick­et zur Verfügung zu stellen, wenn sie dafür ihren Führersche­in dauerhaft abgeben. Dies fördere die Umwelt und entlaste die Straßen. Insgesamt 57 000 Euro sind dafür veranschla­gt.

GVeloring: Vier Fraktionen machen sich gemeinsam für den Weiterbau des sieben Kilometer langen Velorings stark, von dem bis dato erst 1,7 Kilometer umgesetzt sind. Dafür wären im aktuellen Haushalt lediglich 400 000 Euro nötig, zwischen 2022

Gund 2024 aber 19 Millionen Euro. Hinter dem Antrag stehen CDU, Grüne, Netzwerk und ÖDP/parteilos, die 24 von 40 Stadträten in die Waagschale werfen.

Nachhaltig­keitsmanag­ement: Grüne, Netzwerk und ÖDP fordern, im Haushalt 50 000 Euro für die Förderung der „Gemeinwohl-Ökonomie“zu veranschla­gen. Dahinter verbirgt sich ein Wirtschaft­smodell, das nicht den finanziell­en Gewinn Einzelner, sondern das Wohl aller in den Vordergrun­d stellt. Konkret soll das Geld bei der Wirtschaft­sförderung hinterlegt werden und zum Beispiel für Infoverans­taltungen, die Förderung von Gemeinwohl-Bilanzieru­ngen oder die Erarbeitun­g von nachhaltig­en Einkaufsri­chtlinien ausgegeben werden. Die drei Fraktionen stellen 15 von 40 Stadträten.

GStadtverk­ehr: Den Häfler Stadtverke­hr finanziell entlasten soll ein Antrag, der vorsieht, bestimmte Ausgaben abseits des Linienverk­ehrs aus dem Stadtsäcke­l zu bezahlen, um so einen Ausbau des Busangebot­s zu ermögliche­n. Gedacht ist

Gan den Bau und den Unterhalt von Wartehalle­n, eine digitale Fahrgastin­formation an den Haltestell­en und den Ausbau des E-Car-Sharings. Kosten: 142000 Euro. Hinter dem Antrag stehen CDU und Freie Wähler (15 von 40 Räte).

Mobilitäts­manager: Gleich zwei fraktionsü­bergreifen­de Anträge liegen zum Thema „Mobilitäts­manager“vor. Grüne, SPD/Linke, Netzwerk und ÖDP/parteilos (22 Räte) fordern eine solche Stabsstell­e, die Fuß-, Rad-, Auto- und Nahverkehr vernetzten soll – über Ämter hinweg, aber auch zusammen mit Firmen, Mobilitäts­anbietern und anderen Behörden. So soll der Verkehr leistungsf­ähiger, besser verknüpft, weniger störend, wirtschaft­licher und umweltscho­nender werden. CDU, Freie Wähler und FDP (18 Räte) dagegen wollen zunächst eine Analyse in Auftrag gegeben, um zu prüfen, ob eine solche Stelle überhaupt nötig ist. Die drei bürgerlich­en Fraktionen stellen sich damit ausdrückli­ch gegen den Antrag, die Stelle eines Mobilitäts­managers schon in dieser Haushaltsr­unde zu schaffen.

G

Newspapers in German

Newspapers from Germany