Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit“
Öffentliche Bücherregale sind auch im Häfler Stadtgebiet gefragt
Von Brigitte Geiselhart
GFRIEDRICHSHAFEN - Glaubt man Wikipedia, so gibt es davon mindestens 500 in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland 2000 oder mehr – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch in Friedrichshafen findet man sogenannte „Öffentliche Bücherregale“: Im Rathaus, vor der Erlöserkirche, an der Bushaltestelle in der Nähe der Brunnisachhalle in Kluftern, auch im „Treff bei Marie“in der Solarstadt. Die Möglichkeit, kostenlos, anonym und ohne jegliche Formalitäten Bücher zum Tausch oder zur Mitnahme anzubieten, kommt offenbar an – nicht zuletzt, weil dadurch Ressourcen geschont werden.
Man führe zwar keine Statistik, sagt die städtische Pressesprecherin Monika Blank. „Da sich unser Bücherregal im Wartebereich des Bürgerservice befindet, werden Bücher regelmäßig geholt und gebracht“, bestätigt sie. Die Bücher würden von Mitarbeitern des Bürgerservice auch auf vertretbare Inhalte geprüft. „Probleme gab es diesbezüglich bisher noch nie“, sagt Monika Blank. Installiert worden sei das Regal im Zusammenhang mit dem Literaturherbst 2014 auf Initiative von Friederike Lutz – sie war damals persönliche Referentin von Bürgermeister Peter Hauswald. Freilich ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nicht immer ausgeglichen. „Es werden mehr Bücher gebracht, als mitgenommen“, weiß Hans-Werner Winkler, der das öffentliche Bücherregal in Kluftern ehrenamtlich betreut, in dem etwa 200 Bücher Platz finden. Zwischen 2000 und 3000 überzählige Bücher hätten sich deshalb bereits in seinem Haus angesammelt. Welche Bücher am meisten nachgefragt werden? „Krimis sieht man oft. Alte Kochbücher will hingegen niemand“, ist seine Erfahrung. „Man könnte sich auch vorstellen, eine alte Telefonzelle in der Nähe des Efrizweiler Schlosses als weiteres Bücherregal zu nutzen“, so seine Anregung. Seit Juni vergangenen Jahres gibt es auch im Quartierstreff der Solarstadt ein öffentliches Bücherregal. „Das Ganze muss natürlich erst richtig anlaufen. Aber gerade bei Kinder- und Jugendbüchern findet schon jetzt ein reger Austausch statt“, sagt Quartiersmanagerin Katharina Binzler. Bei anderen Genres sei bisher eher ein Überhang der gebrachten im Vergleich zu den geholten Büchern festzustellen.
„Von der Idee des Büchertauschens bin ich sehr angetan. Das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit“, betont Wilhelm Buffler. „Auch die kurzen Wege sind für mich ein Pluspunkt.“Er gehört zu den regelmäßigen Nutzern des wettergeschützten Bücherregals vor der Erlöserkirche und freut sich über das Angebot als Ergänzung zur evangelischen Bücherei in den Gemeinderäumen. „Selbst im digitalen Zeitalter gibt es noch viele Leute, die ein Buch in der Hand halten wollen“, sagt er. Wieder einmal ist er fündig geworden und hat sich diesmal den MondbuchKlassiker „Vom richtigen Zeitpunkt“ zur Hand genommen. Auch Nicole Kübler schätzt das Bücherregal – und nutzt es gern. Sie habe sich zum Beispiel schon „Unter Wölfen“von Alex Beer oder „Die Kinder von Eden“von Ken Follet ausgeliehen, erzählt sie. Dass man viele Romane sieht, dass Kinderbücher besonders gefragt sind, wird von Nelly von Branconi, die sich aufseiten der Erlöserkirche ehrenamtlich um das öffentliche Bücherregal kümmert, bestätigt. Überraschungen seien aber nicht ausgeschlossen. „Erst kürzlich habe ich ein Handarbeitsbuch mit
Strickanleitungen entdeckt“, sagt sie. „Schon am nächsten Tag war es weg.“
gibt es im Rathaus, Adenauerplatz 1 (Wartebereich des Bürgerservices), im „Treff bei Marie“am Marie-CuriePlatz 2, in Kluftern im ehemaligen Bushäuschen nahe des Parkplatzes vor der Brunnisachhalle in der Gangolfstraße und am äußeren Eingangsbereich der Erlöserkirche, Lilienstraße 15/2.