Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Man fragt sich schon, warum es für die 2016 beschlossene Bahnunterführung am Bahnhof Fischbach bis heute keinen Baubeschluss gibt. Aber wenn vor 2025 eh nichts aus dieser Unterführung werden soll, ist es ja egal. Was eine andere Unterführung angeht – die zweite Röhre für den Riedleparktunnel – zeigt die Stadt deutlich größere Ambitionen. Dabei gäbe es Grund, in Fischbach aufs Gas zu drücken. Die Stadt, stolz auf ihre Nachhaltigkeitsbemühungen, sollte Sorge tragen, dass das nachhaltige Verkehrsmittel Zug auch gut erreichbar ist. Und die Chance, durch die Unterführung als gar nicht mal kleinen Nebeneffekt Leben in die mausetote neue Fischbacher Ortsmitte zu bekommen, ist auch nicht schlecht. Beide Punkte spricht die Grünen-Fraktion in ihrer Stellungnahme zur Unterschriftenaktion der Fischbacher durchaus an. Aber ihr Protest gegen die Verzögerung nimmt sich zahm aus. Als erinnerten sie sich nicht, dass sie es waren, die 2016 den Antrag für die Unterführung 2016 in den Gemeinderat einbrachten.
Es ist mehr als beklemmend, wenn in unserem Land tatsächlich Gottesdienste unter Polizeischutz stattfinden müssen. Dabei ist es einerlei, ob sie in Kirchen, Moscheen oder Synagogen gefeiert werden. Wer Menschen, wie jüngst in Hanau geschehen, wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe attackiert und ermordet, der greift uns alle an. Das hat übrigens auch nichts mit „Fremdenfeindlichkeit“zu tun. Die Opfer von Hanau waren keine Fremden. Das waren Hanauer.
Was jetzt auf keinen Fall passieren darf, ist, dass wir uns an solche Vorfälle, an solche Bilder, an solche Taten gewöhnen. Deshalb wäre es auch keine schlechte Idee gewesen, hätten Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Kirchen auch in Friedrichshafen zu einer Mahnwache oder einer anderen Form der Trauer- und Solidaritätsbekundung für die Opfer von Hanau aufgerufen. Wir befürchten, dass das Land solche Symbole gerade nötig hat.
Ganz anderes Thema: Gehören Sie auch zu denen, die am Aschermittwoch froh waren, dass es endlich vorbei ist – diese Fasnet und auch die Berichterstattung in der „Schwäbischen Zeitung“darüber? Es soll ja solche Zeitgenossen geben. Es gibt aber auch die anderen, für die diese närrischen Tage die schönsten des Jahres sind. Menschen, für die Fasnet Heimat, Tradition oder einfach nur ein Riesenspaß ist. Wer will da werten? Leben und leben lassen – nicht nur zur Fasnet ist das ein gutes Motto.