Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Im Namen des Volkes
Liebe Leserinnen und Leser, unseren Text für „Mein Wort zum Sonntag“müssen wir Autoren spätestens drei Tage vor dem Erscheinen abgeben. Er soll möglichst einen aktuellen Bezug haben. Für mein „Wort zum Sonntag“zum Beginn der Fastenzeit war mir klar, dass ich Gedanken zum Thema Fasten- und Passionszeit aufgreifen will, den Blick auf Jesus gerichtet, dessen Tod und Auferstehung am Ende dieser Fastenund Passionszeit in den Fokus genommen wird. Planung ist das eine, Realität das andere:
Die Nachrichten in dieser Woche waren geprägt von Sterben und Tod: der Anschlag in Hanau und das rasanten Verbreiten des Coronavirus. Ich vermute, in jedem Gottesdienst wurden diese schrecklichen Ereignisse thematisiert und in Gebeten vor Gott gebracht. Im krassen Gegensatz dazu steht das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom Aschermittwoch, nach dem jeder und jede den Anspruch beziehungsweise das Grundrecht darauf hat, selbstbestimmt zu sterben und dazu gegebenenfalls Beihilfe zur Selbsttötung in Anspruch zu nehmen, unabhängig davon, ob er oder sie todkrank oder kerngesund ist.
„Ich will sterben!“Wer diesen Wunsch äußert, hat sehr individuelle Gründe und ich kann mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Ein „Bedenke!“möchte ich vorbringen. Hat nicht Gott uns geschaffen, so wie es in einem Lied von Jürgen Werth heißt „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu! Du bist du!“
Der Bundestag hat nun die Aufgabe, den gesetzlichen Rahmen für die Umsetzung dieses aktuellen Urteils zu schaffen. Machen Sie sich in der kommenden Fasten- und Passionszeit Ihre Gedanken zu diesem „Urteil im Namen des Volkes.“Vielleicht teilen Sie Ihre Gedanken ihren Volksvertretern im Parlament mit? Eine gesegnete Fastenzeit wünscht Ihnen
Diakon Werner Marquart Evang. Gesamtkirchengemeinde Friedrichsahfen