Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tierarztgebühren im Notdienst steigen
Zusatzkosten werden fällig – Häfler Tierarzt Andreas Thiele hofft auf Verständnis
Von Brigitte Geiselhart
GFRIEDRICHSHAFEN - Diese Nachricht könnte Haustier-Besitzern Kopfschmerzen und Verdruss bereiten: Am 14. Februar ist in der Gebührenordnung für Tierärzte eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, die die Gebühren im Notdienst neu regelt. Demnach sind Tierärzte verpflichtet, bei Vorstellung eines tierischen Patienten zwischen 18 und 8 Uhr sowie am gesamten Wochenende und an Feiertagen eine pauschale Notdienstgebühr in Höhe von 59,60 Euro (50 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer) zu verrechnen. Hinzu kommen die Behandlungskosten, die in den genannten Zeiten mit mindestens dem doppelten Gebührensatz zu erheben sind und je nach Aufwand bis zum vierfachen Satz gesteigert werden können.
Dass viele Haustierbesitzer angesichts dieser in Notfällen auf sie zukommenden Kosten erstmal kräftig schlucken müssen, das versteht Andreas Thiele gut. „Hintergrund der Gesetzesänderung ist die Tatsache, dass viele Praxen und Kliniken aus personellen und wirtschaftlichen Gründen in den letzten Jahren einen geregelten Notdienst nicht mehr gewährleisten konnten“, sagt der Häfler Tierarzt im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Viele Kliniken – wie zuletzt etwa die Tierklinik in Wasserburg – hätten deshalb ihren Klinikstatus aufgeben müssen, weil eine Wirtschaftlichkeit der 24-Stunden-Erreichbarkeit einfach nicht mehr möglich gewesen sei. Aufgrund dieser zunehmenden Schwierigkeiten, die Notfallversorgung in der Tiermedizin aufrecht zu erhalten, habe der Gesetzgeber nun eine deutliche Anhebung der Notdienstgebühr beschlossen. „Von Gesetzes wegen sind wir verpflichtet, diese Gebühren auch in unseren Notdienstzeiten umzusetzen“, sagt Andreas Thiele. Eventuelle Kulanzregelungen seien diesbezüglich nicht möglich.
Mit zwei anderen Kollegen aus Friedrichshafen und Umgebung teilt sich Andreas Thiele derzeit den tierärztlichen Notdienst. Was im Umkehrschluss heißt, dass er an jedem dritten Wochenende Dienst hat – und damit gegebenenfalls auch sein assistierendes Personal. Außerdem wird er im Schnitt zwei- bis dreimal unter der Woche auch nachts geweckt, wenn Patienten dringend versorgt werden müssen. „In der Regel sind das wirkliche Notfälle, wenn sich etwa ein Hund die Hüfte ausgekugelt hat oder sich sein Bauch aufgrund einer Magendrehung aufbläht“, erklärt der Häfler Tierarzt. Er sei aber auch schon mal nachts um drei Uhr aus dem Bett geklingelt worden, als eine Kundin ein Entwurmungsmittel für ihr Haustier abholen wollte. „Die neue Regelung ist für finanziell schwächer gestellte
Andreas Thiele
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Leute sicher hart. Da wird manchem die Kinnlade runterfallen“, bedauert Andreas Thiele. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Ansturm auf die Tierarztpraxen am Freitagnachmittag und am Montagmorgen zunehmen wird, weil so mancher Tierbesitzer so die neue Notfallregelung am Wochenende umgehen will“, so seine Einschätzung. Wenn man aus Spargründen den Tierarztbesuch hinauszögere, könnten natürlich auch immer wieder mal gesundheitlich kritische Situationen entstehen. „Wir haben keine Handhabe, die gesetzlichen Vorgaben zu umgehen. Wir hoffen bei den Tierbesitzern auf Verständnis“, fasst Andreas Thiele zusammen.
„Die neue Regelung ist für finanziell schwächer gestellte Leute sicher hart. Da wird manchem die Kinnlade runterfallen.“