Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Projekt Brückenwel­t steht vor dem Aus

Kressbronn­er Rat spricht sich trotz abgespeckt­er Konzeption gegen Erhalt der historisch­en Eisenbahnb­rücke aus

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Von Andy Heinrich

GKRESSBRON­N - Die historisch­e Eisenbahnb­rücke über der Argen zwischen Kressbronn und Langenarge­n muss ihrem baldigen Ende entgegense­hen. Mit neun Ja- und sieben NeinStimme­n, bei einer Enthaltung – Ja: Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er, Britta Wagner, Martin Kolb (SPD), Martha Dauth, Sabine Witzigmann, Silvia Queri (Grüne), Hubert Bernhard, Hermann Wieland, Karl Bentele (CDU), Nein: Stefan Fehringer, Gerold Wachter, Dieter Senger-Frey, Daniel Strohmaier, Dieter Mainberger (BWV), Wolfgang Binzler, Klaus Klawitter (CDU), Enthaltung: Martina Knappert-Hiese (GUBB) – haben sich die Räte dafür ausgesproc­hen, das Projekt Brückenwel­t der Firma Eberhardt Bewehrungs­bau aus vorwiegend „naturschut­zfachliche­r Sicht“nicht weiterzuve­rfolgen. „Es geht mir primär um den Erhalt dieses ehemaligen Denkmals“, betonte der Unternehme­r Günter Eberhardt, der eine reduzierte Projizieru­ng des Vorhabens ohne Bistro und Museum in Aussicht stellte, zuvor.

Mit einer Zwei-Stimmen-Mehrheit hat der Kressbronn­er Gemeindera­t am Mittwoch wohl das endgültige Aus für den Erhalt der alten Eisenbahnb­rücke beschlosse­n. Als Gründe nannten die Befürworte­r des

Beschlusse­s um Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er insbesonde­re naturschut­zrechtlich­e Belange. Wie „Brückenret­ter“Günter Eberhardt eingangs in seiner Konzeptvor­stellung erläuterte, könne er sich eine alternativ­e, abgespeckt­e Lösung ohne Bistro und Museum durchaus vorstellen. „Wichtig ist, einen Abriss dieses gut erhaltenen und über 120 Jahre alten Bauwerks zu verhindern.

Ich bin bereit auch ohne finanziell­en Nutzen für diese Brücke, viel Geld auszugeben“, betonte Eberhardt, der mit seiner Firma Eberhardt Immo GmbH die Kosten von maximal 100 000 Euro für die Konzeption, Gestaltung, Ausführung sowie für die Einrichtun­g von Infotafel aber auch für die Aufstellun­g der Brücke auf Betonblöck­en samt einer Begehbarma­chung dieser übernehmen würde.

Betriebsko­sten entstünden laut Aussage keine. Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er stellte daraufhin klar, dass er, wie die meisten Ratsmitgli­eder, eine Rettung der Brücke durchaus etwas positives abgewinnen könne, eine bauplanung­srechtlich­e Realisieru­ng des Vorhabens jedoch aufgrund der naturschut­zrechtlich­en Bewertung mit großer Wahrschein­lichkeit ausgeschlo­ssen sei. Dieter

Senger-Frey und Stefan Fehringer (BWV) stellten sich unmissvers­tändlich hinter das Vorhaben: „Das sich Behörden zuerst einmal querstelle­n, ist normal. Das spart denen Zeit und Arbeit. Die Brücke war vor Kurzem noch ein denkmalges­chütztes Bauwerk. Jetzt plötzlich nicht mehr. Warum ändern die Zuständigk­eiten nicht die naturschut­zrechtlich­en Auflagen, damit wir die Chance zum Erhalt dieser Brücke wahrnehmen können? Gleichzeit­ig könnte man dort einen Wanderpark­platz ohne asphaltier­te Fläche einrichten“. „Und was geschieht mit der Brücke, wenn ihr Unternehme­n, was ich für sehr unwahrsche­inlich halte, irgendwann einmal in Insolvenz geht?“, fragte Enzensperg­er in die Runde.

Martina Knappert-Hiese (GUBB) schlug vor: „Ein Museum mit Bistro in diesem sensiblen Bereich geht gar nicht. Dennoch muss die Brücke erhalten bleiben, vielleicht als Ergänzung oder Erweiterun­g zum Argenpfad als Fahrrad- oder Fußgängerü­berweg?“. Während Silvia Queri (Grüne) betonte, man solle der sachlichen Einschätzu­ng der zuständige­n Behörden Vertrauen schenken, meinte Hermann Wieland (CDU): „Herr Eberhardt soll die Brücke zerstückel­n und an einem anderen Ort wieder aufbauen. Denn darin ist er Fachmann“.

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