Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Klinikum setzt kabellosen Herzschrit­tmacher ein

Dietholf Eberhard fühlt sich nach der Implantati­on bestens: „Hätte nie gedacht, dass ich so schnell wieder fit bin“

-

FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Dietholf Eberhard ist 79 Jahre alt und Dialysepat­ient. Der Häfler spürte schon länger, dass sein Herz nicht mehr „rund läuft“. Seit er dreimal wöchentlic­h zur Dialyse geht, fiel es ihm noch viel häufiger auf. Jetzt ist er guter Hoffnung. Am Häfler Klinikum wurde ihm ein kabelloser Herzschrit­tmacher implantier­t, wie das Klinikum mitteilt.

Einen Tag nachdem ihm im Klinikum Friedrichs­hafen der sondenlose und damit kabellose Herzschrit­tmacher implantier­t wurde, läuft Eberhard schon über den Krankenhau­sflur und freut sich auf seine Entlassung. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell wieder fit bin. Mein Herz schlägt leise vor sich hin und stolpert nicht mehr“, beschreibt der gelernte Krankenpfl­eger seinen momentanen Zustand.

„Es gibt Patienten, für die selbst eine Schrittmac­heroperati­on wegen weiterer Erkrankung­en ein hohes Risiko bedeutet. Für diese ausgewählt­en Patienten ist das neue Verfahren ohne Schrittmac­herkabel eine innovative Behandlung­soption“, erläutert Professor Jochen Wöhrle, Chefarzt der Klinik für Kardiologi­e, Angiologie, Pneumologi­e und Intensivme­dizin, der diese Therapiemö­glichkeit laut Medizincam­pus bereits 2016 an der Uniklinik Ulm eingeführt hat. Er erklärt, dass dabei die Herzschrit­tmacherkap­sel in der Leiste über die Hohlvene in die Herzkammer geführt und dort mit winzigen Titanärmch­en in der Herzwand verankert wird. „Die Kapsel enthält eine Batterie, misst die Herzaktivi­tät – auch abhängig von der körperlich­en Betätigung – und sendet bei Bedarf ihr elektrisch­es Signal, das das

Herz zum Schlagen anregt, über einen winzigen Pol“, beschreibt Ludwig Binner, Senior Expert und Spezialist für Aktive Rhythmusim­plantate

am Klinikum Friedrichs­hafen, den Vorgang. Ein neues Verfahren, das erst in wenigen deutschen Kliniken technisch angewendet werden kann, zeigt einen neuen Ansatz in der Herzmedizi­n und ist geeignet für Patienten, bei denen nur eine Herzkammer stimuliert werden muss.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany