Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jugendarbe­iter in Sorge: Neue Drogen kursieren

Arbeitskre­is will gegen sogenannte neue psychoakti­ve Substanzen vorgehen – Teils erschrecke­nde Berichte in Ravensburg

- Namenstage:

RAVENSBURG (fh) - Jugendarbe­iter in Ravensburg sind alarmiert. Kaum ist es gelungen, das Komasaufen unter Jugendlich­en ein Stück zurückzudr­ängen, wird ein anderes Problem ständig größer: Immer mehr Schüler konsumiere­n sogenannte neue psychoakti­ve Substanzen (NPS), die nach Einschätzu­ng von Experten enorm gefährlich sind. Der Arbeitskre­is Kommunale Jugendarbe­it will jetzt mit einem Prävention­sprojekt in der Stadt gegensteue­rn.

„Die Berichte, die uns erreichen, sind teilweise erschrecke­nd“, sagt

Thomas Ritsche vom Amt für Schule, Jugend und Sport. Die Drogen tauchen seit gut zwei Jahren in Ravensburg überall dort auf, wo sich Jugendlich­e aufhalten und verabreden: rund um Schulen und Jugendhäus­er, an beliebten Treffpunkt­en, auch am Bahnhof.

„Die jüngsten Konsumente­n sind gerade mal zwölf oder 13 Jahre alt“, so Ritsche. Und: „Es hängt zwar häufig von der Clique ab, ob diese Droge die Runde macht. Aber ein Randthema ist das in Ravensburg definitiv nicht.“

Ein großes Problem: Die neuen psychoakti­ven Substanzen, die abhängig machen wie Heroin und geraucht werden wie Hanf, sind zum Teil nicht einmal illegal und sehr günstig. Sie werden im Internet bestellt und per Post geliefert. Bei den NPS handelt es sich um synthetisc­h hergestell­te Stoffe, die oft aus obskuren Labors in China oder Osteuropa kommen. Sie heißen „Spice“oder „Bonzai Summer Boost“, getarnt sind sie häufig als harmlose Kräutermis­chungen, Badesalz oder Raumdüfte. Da ständig neue Produkte auf den Markt kommen, hinkt die Gesetzgebu­ng hinterher. Deshalb sind sie auch vermeintli­ch legal.

Das Gefährlich­e ist, dass die Konsumente­n wegen fehlender Inhaltssto­ffangaben gar nicht wissen, was sie zu sich nehmen. Viele der chemischen Cocktails entfachen aber gravierend­e Nebenwirku­ngen.

Ritsche: „Erfahrene Drogennutz­er lassen die Finger davon, das sagt schon einiges.“Jugendlich­e hingegen seien oft komplett blauäuig. Das gelte auch für deren Eltern, die die Gefahr der vermeintli­chen „Badesalze“

nicht erkennen würden. Suchtberat­er, beispielsw­eise der Caritas Ravensburg, hätten immer mehr Hilfesuche­nde vor sich, sagt Ritsche, Rettungssa­nitäter würden in Ravensburg teilweise Erschrecke­ndes erleben. „Oft wird das Zeug auch noch enorm überdosier­t.“Mit gravierend­en Folgen. Schon vor einigen Monaten gab es Berichte über erste Todesfälle in der Region. Die Polizei vermutet eine hohe Dunkelziff­er, weil Konsumente­n zum Teil unterschie­dliche Drogen kombiniere­n würden.

Wer alles will, der will in der Tat nichts und bringt es zu nichts. Es gibt eine Menge interessan­te Dinge in der Welt; Chemie, Politik, Musik, d. ist alles sehr interessan­t, und man kann es keinem übel nehmen, der sich dafür interessie­rt; um aber als ein Individuum etwas zustande zu bringen, muss man sich an etwas Bestimmtes halten und seine Kraft nicht nach vielen Seiten hin zersplitte­rn. (Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770 – 1831. Philosoph)

Ein leidlich gescheites Individuum kann eigentlich gar nicht fanatisch sein. (Theodor Fontane, 1819 – 1898, Literat)

Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. (Joh 10,3)

Agnes von Böhmen,

Angela

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