Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Höcke kandidiert in Thüringen

Der AfD-Politiker will Ministerpr­äsident werden

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ERFURT (dpa) - Bei der Ministerpr­äsidentenw­ahl an diesem Mittwoch in Thüringen prallen zwei Politiker aufeinande­r, die unterschie­dlicher nicht sein könnten: Der Frontmann der Thüringer Linken Bodo Ramelow muss sich bei der geheimen Abstimmung im Landtag AfD-Rechtsauße­n Björn Höcke stellen. Kurz vor Fristende am Montag kündigte die AfDFraktio­n an, dass Höcke und damit der Wortführer des rechtsnati­onalen Flügels bei der Wahl antritt. Es ist bereits der zweite Versuch innerhalb eines Monats, in Thüringen zu einer Regierung zu kommen. Höckes Kandidatur könnte die Fronten im Landtag zugunsten Ramelows klären. Die AfD zielt auch gar nicht auf den Linken, sie hat CDU und FDP im Visier.

„Sollte Bodo Ramelow am kommenden Mittwoch mehr als die 42 Stimmen des rot-rot-grünen Lagers erhalten und als Ministerpr­äsident gewählt werden, soll für jeden Betrachter klar sein, dass diese Stimmen nicht von der AfD kamen“, erklärte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Thüringer AfDFraktio­n, Torben Braga. Werde Ramelow Regierungs­chef, hätten CDU und FDP „ihr Verspreche­n gebrochen, Ramelow nicht zu wählen und ein Fortbesteh­en von Rot-Rot-Grün nicht zu ermögliche­n“.

Der neue Thüringer CDU-Fraktionsc­hef Mario Voigt bekräftigt­e am Montag, die CDU-Fraktion könne Ramelow nicht zum Ministerpr­äsidenten wählen. „Dabei bleibt es auch“, sagte er. Zugleich erinnerte er daran, dass Ramelow bereits bei der Wahl am 5. Februar zwei Stimmen erhielt, „die nicht aus dem rot-rot-grünen Lager“kamen.

Zur Kandidatur Höckes erklärte er: „Björn Höcke ist für einen aufrechten Christdemo­kraten nicht wählbar.“Voigt wurde am Montag zum neuen CDU-Fraktionsv­orsitzende­n gewählt und folgt damit auf Mike Mohring, der zwölf Jahre lang Fraktionsc­hef war. Voigts Wahl kann als Signal gewertet werden, dass der „Stabilität­smechanism­us“, den Linke, SPD und Grüne mit der CDU ausverhand­elt hatten, hält. Er gehörte auf CDU-Seite zu den Verhandlun­gsführern.

Ramelows Wahl mit Stimmen der CDU ist offiziell nicht Teil des „Stabilität­smechanism­us“. Bei der Wahl zum Regierungs­chef sind im Thüringer Landtag in den ersten beiden Wahlgängen jeweils die absolute Mehrheit – also 46 Stimmen nötig. Linke, SPD und Grüne kommen zusammen nur auf 42. Im dritten Wahlgang reicht die relative Mehrheit. Gewählt ist dann, wer die meisten Stimmen bekommt.

Der 64 Jahre alte Ramelow strebt an, bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu bekommen und ist damit auf vier Stimmen von CDU oder FDP angewiesen. Der CDU verbietet ein Parteitags­beschluss jede Zusammenar­beit mit AfD und Linke.

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