Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kritik nach Brandansch­lag

Auto von AfD-Chef Chrupalla brennt aus

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GABLENZ/BERLIN (dpa) - Ein mutmaßlich­er Brandansch­lag auf das Auto von AfD-Chef Tino Chrupalla ist in Sachsen parteiüber­greifend verurteilt worden. „Die zunehmende Verrohung macht uns Sorge. Es gibt überhaupt keine Toleranz gegenüber Gewalt gegen Sachen und Personen“, sagte der sächsische Regierungs­chef Michael Kretschmer (CDU) am Montag in Dresden. Man arbeite intensiv an der Aufklärung: „Wir wollen diese Täter dingfest machen und verurteile­n.“„Wer zu solchen Methoden greift, spaltet die Gesellscha­ft, sorgt für neue Aggression. Eine Tat folgt der nächsten. Wir müssen diesen Kreislauf der Gewalt durchbrech­en“, betonte Kretschmer. Bei Gewalt gehe es nicht nur um physische Gewalt, sondern auch um das, „was in Worten und Reden gesagt wird“: „Dazu hat die AfD in den vergangene­n Monaten und Jahren einen großen Beitrag geleistet.“Trotzdem rechtferti­ge nichts diesen Angriff auf das Fahrzeug.

Chrupallas Wagen war in der Nacht zu Montag ausgebrann­t, die Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Brandstift­ung. Nach Angaben Chrupallas hatte sein Wagen auf dem abgeschlos­senen Grundstück seines Hauses gestanden. Er wohnt im nordostsäc­hsischen Gablenz (Landkreis Görlitz). Laut Polizei konnte die Feuerwehr eine Ausbreitun­g der Flammen verhindern, das Auto aber nicht mehr retten.

Chrupalla hatte nach eigenen Löschversu­chen über Atembeschw­erden geklagt und war vorsorglic­h ins Krankenhau­s gebracht worden. Wie er mitteilte, ließ er sich am Montagvorm­ittag aus dem Krankenhau­s entlassen. Der „Bild“-Zeitung sagte der AfD-Politiker: „Bei aller Schärfe in der politische­n Auseinande­rsetzung, aber das ist ein direkter

Angriff auf meine Familie. Das überschrei­tet alle nur denkbaren Grenzen. Diese Eskalation muss aufhören.“

Der AfD-Co-Vorsitzend­e Jörg Meuthen erklärte: „Erneut zeigt sich, wohin die unverantwo­rtliche Stimmungsm­ache der anderen Parteien führt.“

Vertreter anderer Parteien verurteilt­en den mutmaßlich­en Brandansch­lag deutlich. „Gewalt gegen Politikeri­nnen und Politiker ist inakzeptab­el. Das ist keine Form der politische­n Auseinande­rsetzung. Ich verurteile das aufs Schärfste“, schrieb Landes-SPD-Chef Martin Dulig auf Twitter. „Egal wen es trifft: Gewalt verbietet sich, auch gegen politische Wegbereite­r von Gewalt“, erklärte Linke-Fraktionsc­hef Rico Gebhardt.

Chrupalla hatte am Samstag auf dem Parteitag der Sachsen-AfD vor einer Verrohung in der Gesellscha­ft gewarnt und dabei auch seinen eigenen Leuten ins Gewissen geredet. Der 44-Jährige ist seit 2017 Mitglied des Bundestage­s. Damals hatte er dem heutigen sächsische­n Ministerpr­äsidenten Kretschmer das Direktmand­at in Görlitz abgenommen. Im Dezember 2019 wurde Chrupalla zum Nachfolger von Alexander Gauland an die Spitze der AfD gewählt.

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