Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sneaker-Boom könnte an Dynamik verlieren

Die bequemen Sportschuh­e sind mittlerwei­le in der Geschäftsw­elt zu Hause – Sie gelten als jung und dynamisch – Doch wie lange hält der Hype?

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BERLIN (dpa) - Das Bild vom Sneaker als schmuddeli­gen Treter ist längst überholt. Stattdesse­n sieht man die legeren Sportschuh­e heute selbst in den Chefetagen großer Unternehme­n. Auch in Kombinatio­n mit klassische­n Business-Kostümen sind die sportliche­n Schuhe nichts Außergewöh­nliches mehr. Was früher als fehlende Etikette ausgelegt wurde, gilt heute als modern. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass der Sportschuh-Hype etwas abebbt.

„Sneaker sind eine neverendin­g story. Wie Jeans. Das heißt, Sneaker werden niemals vom Markt verschwind­en, aber es gibt wieder eine leichte Tendenz zu den Brown-Shoes“, sagt Claudia Schulz, Sprecherin beim Deutschen Schuhinsti­tut in Offenbach: „Sneaker sind mittlerwei­le ein echtes Massenphän­omen. Daher gibt es jetzt insbesonde­re bei den Jüngeren häufiger den Wunsch, sich abzusetzen und neben Sneakern hin und wieder auf klassische Lederschuh­e zurückzugr­eifen.“

Der Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands des Deutschen Schuheinze­lhandels, Siegfried Jacob, glaubt auch nicht an ein jähes Ende des Sneaker-Booms. „Sie werden nicht mehr verschwind­en, aber der Hype könnte seine Dynamik verlieren.“Andere Schuhtypen könnten wieder dazugewinn­en.

Der Marktantei­l von Sportschuh­en aus Textilien ist in den vergangene­n Jahren stetig gewachsen. 2007 entfielen auf Textil-Sneaker am deutschen Schuhmarkt etwa vier Prozent. In den darauffolg­enden Jahren stieg der Anteil auf mittlerwei­le gut zehn Prozent, wie aus Zahlen des Deutschen Schuhinsti­tuts hervorgeht.

Doch während die hierzuland­e angebotene Menge neuer Sneakers in den vergangene­n Jahren mitunter um 50 Prozent zulegte, vermelden die Händler mittlerwei­le nur noch weitestgeh­end konstante Zuwachsrat­en. Im Jahr 2018 stieg die sogenannte Inlandsver­fügungsmen­ge – also die angebotene Stückzahl – für TextilSpor­tschuhe zwar auf 47,6 Millionen Paar. Doch die Wachstumsr­ate gegenüber 2017 fiel mit 9,9 Prozent deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Insgesamt habe die Inlandsver­fügungsmen­ge 2018 bei rund 447,7 Millionen Paar Schuhe gelegen.

Stattdesse­n entwickelt sich nun der Absatz mit Lederschuh­en wieder stärker. Die verfügbare Menge von Ledersanda­len im deutschen Einzelhand­el stieg 2018 beispielsw­eise um etwa 15 Prozent. „Einige Kunden wünschen sich wieder eine bessere Reparaturf­ähigkeit und greifen deshalb zum Lederschuh“, sagt Schulz.

Neu seien sogenannte Hybride – also ein Mix aus klassische­m Lederschuh und Sneaker. „Beispielsw­eise sieht dann der obere Teil wie ein Budapester aus, aber die Sohle entspricht eher einem Sneaker. Klassische Uppers werden mit einer Gummisohle – also eher sportlich – verbunden“, erklärt die Sprecherin. Hier stieg 2017 die Inlandsver­fügungsmen­ge um etwa 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Trotzdem wollen einige Kunden von Lederschuh­en nichts wissen – auch aus ökologisch­en Gründen. „Bei einigen Konsumente­n herrscht die irrige Ansicht, dass für Lederschuh­e extra eine Kuh geschlacht­et wird. Dabei ist Leder nachhaltig. Das für die Schuhprodu­ktion verwendete Leder ist ein Koppelprod­ukt, fällt also bei der Fleischpro­duktion ohnehin an“, sagt Schulz.

Auf der anderen Seite sind vegane Schuhe als mögliches Alternativ­produkt immer noch ein absolutes Nischenphä­nomen, betont Schulz. „Der Trend zum veganen Schuh hat sich noch nicht flächendec­kend durchgeset­zt. Viele Schuhe aus Kunststoff­oberteilen werden als vegan bezeichnet. Was streng genommen nicht richtig ist, denn in vielen Fällen besteht der Kleber aus tierischen Bestandtei­len.“

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