Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kunden greifen bei Haltbarem vermehrt zu
Die Regale einiger Märkte sind leer – Trotzdem bezeichnen die Handelsketten die Warenversorgung als gesichert
FRIEDRICHSHAFEN (eb/hil/sz) Nach Hamsterkäufen sieht es im Edeka am Romanshorner Platz und im Drogeriemarkt Müller im Zentrum in Friedrichshafen nicht aus. Die Kunden greifen verstärkt zu bei haltbaren Waren in Konservendosen, bei Nudeln und Reis, Tiefkühlgerichten, aber auch bei Babynahrung, doch komplett leer geräumte Regale sind nicht zu sehen.
Überall steht Personal bereit und füllt Lücken immer wieder auf. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei Hygieneartikeln wie Taschentüchern, Babywindeln oder Desinfektionsmitteln und auch bei Tiernahrung.
Anders in Tettnang und Umgebung: In den Supermärkten in Tettnang, Meckenbeuren und Kressbronn klaffen am Montagmittag große Lücken in den Regalen. Engpässe müssen die Kunden vorübergehend besonders bei Nudeln, Konserven und Toilettenpapier erwarten. So sehen die Regalfächer mit Ravioli und anderen Konserven wie Mais und Sauerkraut im Edeka in Kressbronn geplündert aus. Eine ähnliche Situation herrscht bei Rewe in Meckenbeuren sowie im Kaufland in Bürgermoos bei den Vorräten von Mehl, Zucker und Nudeln. Doch auch die Nachfrage nach Toilettenpapier hat sich in den vergangenen Tagen stark erhöht, was sich zum Beispiel an den leeren Paletten im Lidl und Aldi in Tettnang beobachten lässt. Trotz dieser Engpässe erwarten die Supermärkte im Laufe dieser Woche Neuware, sodass die Grundversorgung problemlos gesichert sei, wie Mitarbeiter von Kaufland und Edeka im Gespräch äußern.
Das deckt sich auch mit den Rückmeldungen der Unternehmen selbst. Kaufland antwortet auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass
„Grundnahrungsmittel wie Nudeln und Konserven sowie Hygieneprodukte stark nachgefragt“würden. Die Warenversorgung sei aber grundsätzlich gewährleistet. In diesem Sinne äußert sich auch die Rewe-Gruppe in ihrer Antwort-Mail: „Es gibt keine Engpässe in der Warenversorgung. Die Frequenz der Belieferung der Rewe- und PennyMärkte haben wir erhöht/angepasst.“Aldi Süd äußert sich ähnlich: „Auch an den Standorten, an denen in den vergangenen Tagen die Nachfrage besonders stark angezogen hatte und zu Ladenschluss ein Ausverkauf bestimmter Produkte zu beobachten war, ist die Warenversorgung gesichert.“
Lidl bestätigt erhöhte Abverkäufe: „Besonders Artikel aus dem Trockensortiment wie beispielsweise Konserven und Nudeln sowie aus dem Hygienebereich wie beispielsweise Toilettenpapier und Desinfektionsmittel werden aktuell stark nachgefragt.“Das Unternehmen arbeite „mit seinen Lieferanten und Logistikpartnern intensiv daran, die Warenversorgung in seinen Filialen sicherzustellen und die Logistiklager mit stark nachgefragten Artikeln zu bevorraten“. Auch Feneberg verzeichnet eine stärkere Nachfrage, äußert aber: „Die Versorgung mit diesen Waren ist normalerweise auch bei einer erhöhten Nachfrage kein Problem.“
Dieses Einkaufsverhalten hängt laut Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels nicht damit zusammen, ob vor Ort Verdachtsfälle oder Erkrankte gemeldet worden seien oder nicht. Die Beobachtung des Verbands: Das Phänomen ist flächendeckend. Das Problem der leer gekauften Regale liegt laut Böttcher daran, dass der Warenbestand sich im Normalfall nach dem regulären Einkaufsverhalten richtet. Dabei gebe es unterschiedliche sogenannte „Drehgeschwindigkeiten“. Schnell Verderbliches wird häufiger geliefert und schneller verkauft. Lange haltbare Waren werden weniger stark nachgefragt und seltener aufgefüllt. Bei einem Ausnahmephänomen wie derzeit, sagt Böttcher, stoße dieses auf Effizienz getrimmte System an Grenzen. Dazu komme, dass es vor Ort oft nur enge Lagerbestände gebe.
Deswegen würden Handelsunternehmen in der jetzigen Situation zwar die Lieferhäufigkeit erhöhen, wenn es gehe. Dabei würden sie aber wegen der Unwägbarkeit nicht damit anfangen, die Lagerbestände über das normale Maß hinaus aufzufüllen, so Böttcher. Generell gelte: Es sei genug Ware da – und auch die Lieferfähigkeit sei gegeben.