Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
CDU-Europaabgeordneter rät Obstbauern, sich regional zu organisieren
Norbert Lins diskutiert in Kressbronn-Gattnau über Umweltschutz, belastete Kirschen und „Käufertäuschung“
GATTNAU (sig) - Vom Brexit über den Klimaschutz bis zur Kennzeichnung von regionalem Obst, das sind wie berichtet die Themen gewesen, die der Europaabgeordnete Norbert Lins zum Funkensonntag der Kressbronner CDU ins „Rössle“nach Gattnau mitgebracht hatte. In einer lebhaften Diskussion bedauerte die Runde, dass alle Kandidaten für den Vorsitz der Christdemokraten aus Nordrhein-Westfalen kommen und der süddeutsche Einfluss nach Wolfgang Schäuble (jetzt Bundestagspräsident) und Volker Kauder (nicht mehr Fraktionsvorsitzender) überschaubar sei.
Norbert Lins warnte davor, einzelne Kandidaten niederzumachen. „Von den drei Fähigen ist Merz der Fähigste“, glaubt er. Der Europaabgeordnete
votierte dafür, die Dinge in Sachen Klima differenzierter darzustellen, wobei man mit den Grünen bis auf deren Drang nach Verboten nicht uneinig sei. Die CDU führe die Klimadebatte nicht erst seit Greta, sondern habe über das Waldsterben schon in den 1980er-Jahren gesprochen und mit dem damaligen Umweltminister Klaus Töpfer die Technologie-Offensive gestartet. „Bei der Lösung sind wir die Besseren“, sagte Lins, der auch davor warnte, die Automobilindustrie samt Zulieferern zu verdammen: Wenn die kein Geld mehr verdienten, könne der Umweltschutz nicht mehr bezahlt werden.
In der Diskussion wurde der Ausbau des ÖPNV gefordert und eine EU-Vereinheitlichung bei den Schadstoffplaketten und dem Verkehrsrecht,
wo – so Kressbronns AltBürgermeister Edwin Weiss – das blanke Chaos herrsche. Jürgen Ganal kritisierte rückstandsbelastete Kirschen aus der Türkei und bedauerte, vor anderen Anbietern Angst zu haben und „zu kuschen“. Die Türkei ist der größte Kirschen-Anbieter in Europa. Von 14 nachgewiesenen Rückständen weiß Hubert Bernhard, der die Diskrepanz zu den unterschiedlichen Produktionsbedingungen ein Riesenproblem für die Obstbauern der Region nannte. Eine bessere
Kennzeichnung deutscher Ware in Supermarktregalen würde helfen, glauben die Obstbauern, die sich fragten, ob die Handelsketten gezwungen werden können, deutsche Ware anzubieten.
Norbert Lins will das Thema Rückstand-Grenzwerte thematisieren, ist aber kein Befürworter nationaler Kennzeichnungen. Er hielte es für besser, sich regional in BadenWürttemberg mit Bayern und Österreich zu organisieren. Diskutiert wurde die Macht der Ketten (Aldi, Lidl, Rewe, Edeka), die 85 Prozent des Marktes beherrschten. Die entscheidende „Käufertäuschung“finde auf der Verpackung statt. Dort werde oft der (regionale) Verpackungsort groß geschrieben und als Herstellungsland suggeriert.