Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Ich wäre gerne aufs Rad gestiegen“

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FRIEDRICHS­HAFEN/BIBERACH Platz drei bei der Heim-Weltmeiste­rschaft: Der deutsche Frauen-Bahnrad-Vierer ist in Berlin zu Bronze gefahren und hat den Weltrekord nur knapp verpasst. Ohne den Fehler in Qualifikat­ion, der das Finale kostete, wäre sogar noch mehr drin gewesen. Für Laura Süßemilch vom RSC Biberach und dem RSV Seerose Friedrichs­hafen blieb dabei aber nur die Zuschauerr­olle. Nach der WM hat die 23-Jährige mit Martin Deck über Freude und Enttäuschu­ng und die besondere Atmosphäre im Berliner Velodrom gesprochen.

Frau Süßemilch, das deutsche Frauenteam wollte bei der WM unbedingt eine Medaille in der Mannschaft­sverfolgun­g gewinnen. Das hat mit Bronze auch geklappt – allerdings ohne Sie. Was überwiegt, die Freude über den Erfolg der Teamkolleg­innen oder die Enttäuschu­ng, selbst nicht zum Einsatz gekommen zu sein?

Ganz klar die Freude. Ich habe es allen gegönnt. Die Mädels haben wirklich alles gegeben. Auch wenn ich selbst keine Medaille bekommen habe, haben mir sehr viele gratuliert und auch der Bundestrai­ner hat sich bei mir bedankt. Aber natürlich bin ich schon etwas traurig, dass ich nicht zum Einsatz gekommen bin. Auch wenn ich wusste, dass das passieren kann, habe ich schon gehofft, am zweiten Tag, als zwei Läufe innerhalb von zwei Stunden auf dem Plan standen, eine Chance zu bekommen. Aber nachdem die Mädels die beste Zeit im ersten Lauf gefahren sind und nur 0,8 Sekunden über dem Weltrekord blieben, war klar, dass der Bundestrai­ner im Medaillenr­ennen wieder auf die gleichen vier setzen wird. Und die Medaille gibt ihm natürlich Recht.

Was nehmen Sie jetzt von der Weltmeiste­rschaft mit?

Ich habe sehr viel gelernt in dieser Woche. Wenn man mit so erfahrenen Fahrerinne­n wie Lisa Klein und Lisa Brennauer trainieren kann, bringt das einen schon weiter. Ich hoffe, das hilft mir in der Zukunft und ich bin froh, dass ich dabei war.

Vermutlich auch wegen der Stimmung im Berliner Velodrom?

Das war schon krass, vor allem bei den Entscheidu­ngen am Freitag und Samstag. Die Halle war fast immer voll. Und als die Sprinterin­nen zu Gold gefahren sind, war es unfassbar laut. Da hat es beim Zuschauen schon sehr gekribbelt. Ich wäre am liebsten runter auf die Bahn und direkt aufs Rad gestiegen.

Was bedeutet die Situation für Ihre Olympiaplä­ne?

Ich denke schon, dass sich meine Chancen auf Olympia durch die WM-Teilnahme verbessert haben. Auch wenn ich nicht zum Einsatz kam, bin ich im Moment die fünftbeste deutsche Fahrerin. Ich werde auf alles dafür tun, in Tokio dabei zu sein und dann vielleicht auch selbst an der Startlinie zu stehen.

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