Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bätzing bekennt sich zum Reformprozess
Der Limburger wird zum neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt
MAINZ (dpa/KNA) - Die deutschen Bischöfe haben den als Versöhner und Brückenbauer bekannten Georg Bätzing (Foto: AFP) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Bischof von Limburg bekannte sich nach seiner Wahl am Dienstag bei der Vollversammlung in Mainz klar zum Reformkurs in der katholischen Kirche: „Wir haben den Synodalen Weg begonnen, weil wir Veränderungsbedarfe haben in unserer Kirche“, sagte der 58-Jährige. Von seinem Erfolg zeigte er sich überrascht: „Ich habe auf dem Weg von Limburg hierher nicht damit gerechnet.“
Bätzing wies darauf hin, dass die Meinungen in der Bischofsversammlung derzeit sehr auseinanderklafften. Hier sehe er seine Aufgabe darin, dazu beizutragen, dass die Kirche in Deutschland wieder enger zusammenrücke. Als vorrangige Herausforderung nannte Bätzing neben dem Reformprozess die weitere Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche.
Bätzing löst den Münchner Kardinal Reinhard Marx ab, der das Gremium zuvor sechs Jahre lang geführt hatte. Im vergangenen Monat hatte der 66-Jährige überraschend seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit erklärt.
Von Ludger Möllers
GMAINZ - Mit dem Limburger Bischof Georg Bätzing haben die katholischen Bischöfe am Dienstag bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Mainz einen neuen Vorsitzenden gewählt, der als Mann des Ausgleichs, des Dialogs und des Zuhörens gilt. Der 58-Jährige kündigte an, den Reformprozess des Synodalen Wegs weiterführen zu wollen. In der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sieht er eine zentrale Herausforderung für die Kirche in Deutschland.
Es ist genau 13 Uhr an diesem Dienstag, als der bisherige Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx (66), und sein Nachfolger Bischof Georg Bätzing, der seit 2016 an der Spitze des Bistums Limburg steht, vor die Journalisten treten. Kurz zuvor ist durchgesickert, dass Bätzing im dritten Wahlgang die absolute Mehrheit der 68 Diözesan- und Weihbischöfe auf sich vereinigen konnte. Damit haben die Oberhirten eine Richtungsentscheidung getroffen. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“hatten die 17 Diözesan- und Weihbischöfe aus Südwestdeutschland, also aus Freiburg, Rottenburg-Stuttgart, Trier, Mainz, Speyer und Limburg in der vergangenen Woche bei einem informellen Treffen die Wahl vorbereitet und Mehrheiten für ihren Kandidaten organisiert. Der Auftrag: Bätzing soll als Moderator wirken und die zerstrittene Bischofskonferenz zusammenführen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (55), der lange als Favorit für den Vorsitz gehandelt worden war und als Mann der klaren, schnell vorgetragenen und manchmal auch harten Worte gilt, muss zurückstecken.
Zurück zu Marx und Bätzing: Scheinbar können die Gegensätze zwischen dem alten und dem neuen Vorsitzenden nicht größer sein. Hier der durchsetzungsstarke, manchmal polternde, polarisierende und überaus präsente Kardinal mit Wurzeln in Westfalen. Auf der anderen Seite der leise auftretende, dialogbereite und zugängliche Theologe aus dem Siegerland. Beide Kirchenmänner schätzen sich, seit den Jahren, in denen Marx Bischof von Trier und Bätzing Verantwortlicher der Priesterausbildung war. Es ist davon auszugehen, dass Marx aktiv dazu beigetragen hat, dass Bätzing ihm im Amt folgt.
Marx, der nach sechs Jahren an der Spitze der Bischöfe aufhört, scherzt: „Die Entzugserscheinungen halten sich in Grenzen.“Er weiß, dass zwischen ihm und seinem Nachfolger die Kommunikation gut laufen wird. Bätzing gibt während der Pressekonferenz zurück: „Man nimmt seine Tasche, der Kardinal ist einen Stuhl weiter nach rechts gerückt, der Vorsitzende nimmt Platz und versucht, die Sitzung weiter in der Tagesordnung zu verfolgen.“
In den vergangenen dreieinhalb Jahren hatte Bätzing in Limburg wenig Gelegenheit, launig aufzutreten. Denn als Nachfolger des 2014 zurückgetretenen Skandalbischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, stand er vor einer Herkulesaufgabe. Tebartz-van Elst hatte die Kosten für den rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz verschleiert. Viele Gläubige empfanden dessen ganze Amtsführung als autoritär und stellten das System Kirche in Frage.
Bätzing war klar: „Als Bischof nach Limburg zu gehen ist gegenwärtig schon ziemlich was anderes als woanders hin.“Er wusste, dass er Vertrauen zurückgewinnen musste. „Der Bischof ist kein Fürst und Monarch, der auf niemanden zu hören braucht“, sagte Bätzing damals. Sein kommunikativer Stil kam gut an im
Bistum. Er folgte seinem bischöflichen Wahlspruch: „Congrega in unum“. Das heißt: Führe zusammen. Bätzing sagt: „Ich habe eine hohe Wertschätzung für andere Meinungen, ich bringe Interesse an Menschen mit, kann ihnen zuhören und sie ins Gespräch bringen.“
Schnell profilierte sich Bätzing über sein Bistum hinaus – und sorgte für Aufsehen. Eine Aufhebung des