Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auf den Propeller gekommen
Antikhofbetreiber Kurt Fitzko hat „ein Originalteil“des berühmten Flugschiffes Do X in seinem Sortiment
Von Silja Meyer-Zurwelle
GOBERTEURINGEN - Ausladende und glänzende Holzschränke, Vitrinen, feingliedriges Porzellan: Wer den Antikhof von Kurt Fitzko im Oberteuringer Ortsteil Hefigkofen betritt, braucht nicht lange hinzuschauen, um zu sehen, dass hier viele edle Stücke vergangener Zeiten lagern. Seit 1979 ist Fitzko als Kunstrestaurator und Antikhändler im Geschäft. Einer seiner zahlreichen Kontakte hat ihm nun einen originalen Propeller des Do X-Flugschiffes zugespielt.
Das Flugzeug wurde 1929 bei Dornier gebaut und war zu seiner Zeit das größte seiner Art. Nicht viel ist heute noch von ihm übrig, denn bei einem Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs in Berlin, wo es zu dieser Zeit ausgestellt war, wurde das Flugzeug größtenteils zerstört. Das Leitwerk der Maschine kann noch im Dornier-Museum in Friedrichshafen angeschaut werden. Dass Kurt Fitzko nun einen Flügel eines Do X-Propellers besitzt, hat er nach seiner Erzählung einem gutem Bekannten zu verdanken.
„Ursprünglich nahm ein Ingenieur den Propeller vor 90 Jahren mit nach Hause. Dort wurde er auf dem Dachboden deponiert und irgendwann vergessen. Mein Bekannter hat das Original-Teil schließlich vor 40 Jahren ausfindig gemacht und die ganze Zeit sichtbar auf seinem Anwesen platziert, bis ich dieses von ihm bekam“, schildert der Antikhändler.
Von der Echtheit des Propellerstückes ist er überzeugt. „Meine 40jährige Erfahrung trügt mich nicht. Ich habe ein geschultes Auge und bin auch schon lange als Sachverständiger und Auktionator aktiv“, betont Kurt Fitzko. Zwölf Motoren soll das Flugschiff einst gehabt haben, einer der Holzpropeller ist im Friesenmuseum auf Föhr zu sehen. Nun steht ein weiterer Propellerflügel in Hefigkofen. „Für mich hat der Propeller eine Punktlandung gemacht“, sagt der Antikhof-Besitzer und lacht.
Er streicht über die oberen Ränder des Holzpropellers mit Metallrand: „Man sieht hier leichte Einschläge im Metall – er war also im
„Für mich hat der Propeller eine Punktlandung gemacht.“
Einsatz und nicht nur irgendein Ersatzteil“, erläutert Fitzko, der den Propeller nach eigenem Bekunden auch verkaufen würde. Bei so wenigen erhaltenen Stücken der einstigen Vorzeigemaschine Do X kommt schnell die Frage nach dem Wert in den Sinn. „Bei jedem Schrank, jedem Tisch könnte ich jetzt sofort eine Zahl sagen, bei diesem Stück geht es auch viel um den persönlichen Wert in Sammlerkreisen, der wäre ohne Frage irre“, ist sich der Besitzer sicher. Gerade, weil der Propeller Patina und Spuren vom Flug habe. Außerdem sei die Do X eben insgesamt nur dreimal gebaut worden.
„Das ist wie bei Postkarten – da ist den Sammlern auch immer ganz wichtig, dass diese schon mal verschickt wurden“, schildert Kurt Fitzko. Eine ganz besondere Karte hat der Antikhofbetreiber übrigens
Kurt Fitzko auch bei sich stehen. Er holt ein kleines Kärtchen aus der Vitrine und deutet auf den handschriftlich verfassten Absender: Dort steht unverkennbar „Hindenburg“. Sie ist nicht das einzige Stück, das Fitzko aus dem Hindenburg-Nachlass besitzt, auch ein zerlegbarer Schachtisch sowie mehrere Teller und eine Medaille mit einem in Nussbaumholz eingelegten Zeppelin gehören dazu, wie er berichtet. Ein Do XPropeller, Originalstücke aus der Hindenburg – wäre das nicht auch etwas fürs Museum? Kurt Fitzko schmunzelt: „Naja, die Museen sind ja durchaus gefüllt – Teller aus der Hindenburg haben die schon auch. Die Medaille wohl eher nicht. Wenn eine Anfrage käme, würde ich nicht ,Nein’ sagen“, antwortet er.
Dass Kenner durchaus ein gewisses Interesse an solchen Einzelteilen haben, hat der Antikhändler nach eigenen Worten erst jüngst erlebt, als sich ein Airbusmitarbeiter das Propellerstück der Do X bei ihm angesehen hat. „Der hat sich gleich über die gute Verarbeitung ausgelassen und darüber, was alles darin steckt“, erinnert er sich. Diese Faszination seiner Besucher und Kunden sei ansteckend, meint Kurt Fitzko und fügt noch an: „Mit ihnen die Leidenschaft für alte Dinge, die alle eine Geschichte
erzählen, zu teilen, macht mir besonders Spaß an meinem Job.“
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