Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mehr Menschen im Straßenver­kehr tödlich verunglück­t

Verkehrsun­fallbilanz 2019: Zahl der Unfälle gestiegen – Senioren auf dem Rad bereiten dem Polizeiprä­sidenten Sorgen

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BODENSEEKR­EIS (sz) - Das Polizeiprä­sidium Ravensburg hat die Verkehrsun­fallbilanz für das Jahr 2019 vorgestell­t. Demnach sind mehr Unfälle passiert, bei denen auch mehr Menschen gestorben sind als noch im Vorjahr. Die Bilanz bezieht sich auf die Landkreise Bodensee, Ravensburg und Sigmaringe­n. Im Jahr 2019 sind in den drei Landkreise­n 17 755 Verkehrsun­fälle passiert, die von der Polizei registrier­t wurden (plus 2,5 Prozent).

Schwere Unfälle: Schwere Unfälle mit Verletzten sind zurückgega­ngen. Auf Verkehrsun­fälle mit tödlichem Ausgang treffe das leider nicht zu, so Polizeiprä­sident Uwe Stürmer bei der Vorstellun­g der Zahlen. Es seien im Präsidiums­gebiet elf Todesopfer mehr als im Vorjahr bei Verkehrsun­fällen zu beklagen, insgesamt 38 Menschen starben. Damit liege man über dem angestrebt­en Wert aus dem „Verkehrssi­cherheitsk­onzept Baden-Württember­g“, das eine Senkung der Zahl der im Straßenver­kehr getöteten Menschen bis 2020 um 40 Prozent vorsah.

In der Polizeipre­ssemitteil­ung heißt es zu den Gründen für die Entwicklun­g: Es dränge sich der Verdacht auf, dass neben den Hauptunfal­lursachen

Vorfahrtsv­erletzung und überhöhte Geschwindi­gkeit die Ablenkung eine immer größere Rolle spiele. Als alarmieren­d bezeichnet die Polizei Erkenntnis­se aus der Verkehrsüb­erwachung: Nahezu 3500 Fahrer seien erwischt worden, die während der Fahrt ihr Handy ohne Freisprech­einrichtun­g nutzten und damit zeitweise im Blindflug unterwegs gewesen seien. Die Polizei werde deshalb künftig verstärkt ein Augenmerk auf dieses „grob fahrlässig­e und unfallträc­htige Verhalten“richten.

Motorradun­fälle: Die Motorradun­fälle sind präsidiums­weit zwar rückläufig – am stärksten sind sie im Landkreis Ravensburg gesunken (72 Unfälle weniger, Rückgang um rund 39 Prozent). Doch bei den insgesamt 326 Motorradun­fällen im vergangene­n Jahr sind zehn Fahrer und damit vier mehr als im Vorjahr ums Leben gekommen. In etwa der Hälfte der Fälle haben die Motorradfa­hrer die Unfälle selbst verursacht.

Lkw-Unfälle: Die Lkw-Unfälle sind nur leicht auf 804 angestiege­n. Deutlich mehr als zwei Drittel dieser

Unfälle seien von den Lkw-Fahrern verursacht worden, was einen Höchststan­d in der Langzeit-Betrachtun­g darstelle, so die Polizei.

Fußgängeru­nfälle: Die Zahl der Fußgängeru­nfälle hat abgenommen. 177 Fußgänger verunglück­ten – 139 wurden leicht, 36 schwer verletzt und zwei Jugendlich­e starben.

Fahrradunf­älle: Bei 835 Fahrradunf­ällen seien zwei Radfahrer ums Leben gekommen, 145 wurden schwer, 622 leicht verletzt.

Unfallursa­chen: Bei 294 Unfällen war Alkohol im Spiel, das sind 45 mehr als im Vorjahr, was einer Zunahme um 18 Prozent entspricht. Ein Fakt, der Stürmer Sorgen bereitet. Zwar seien die Zahlen im Landkreis Sigmaringe­n und im Bodenseekr­eis leicht zurückgega­ngen, durch den überpropor­tionalen Anstieg im Ravensburg­er Kreisgebie­t von 110 auf 140 jedoch überlagert worden. Bei rund 44 Prozent aller Alkoholunf­älle seien Personen verletzt worden. „Dieser Entwicklun­g werden wir nicht tatenlos zusehen, sondern mit intensiven Alkoholkon­trollen – wie schon in der zurücklieg­enden Fasnetszei­t – entgegentr­eten“, bekräftigt der Polizeiprä­sident. Seltener als noch im Vorjahr seien Unfälle aufgrund von zu hoher Geschwindi­gkeit passiert. Allerdings sei etwa jeder vierte schwere Unfall genau auf diese Ursache zurückzufü­hren.

Senioren oft Unfallveru­rsacher: Während landesweit die wachsende Gruppe von der aktiven und am Straßenver­kehr teilnehmen­den Senioren verursacht­en Verkehrsun­fälle festzustel­len ist, treffe dies für den Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Ravensburg nicht zu, merkte Stürmer positiv an. Die Zahl der Verkehrsun­fälle, an denen Senioren beteiligt waren, sei auf 1586 Unfälle gesunken, das entspricht einem Rückgang um 2,3 Prozent. Allerdings waren sie in mehr als der Hälfe der Fälle (63 Prozent) Unfallveru­rsacher.

Besonders in Bezug auf Fahrradunf­älle bereiten Senioren dem Polizeiprä­sidenten Sorge. Ins Auge fällt ihm bei Betrachten der Statistik, dass bei etwa der Hälfte aller vom Fahrer selbst verursacht­en Pedelec-Unfälle Senioren auf dem Sattel saßen. „Die Polizei werde aufgrund der gestiegene­n Unfallzahl­en bei ihrer Prävention­sarbeit deshalb ein noch größeres Augenmerk insbesonde­re auf ältere Personen legen, die als Wiedereins­teiger bevorzugt mit dem Pedelec unterwegs sind“, so Stürmer.

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ARCHIVFOTO: ELKE OBSER Die Polizei wurde im Kreis Ravensburg im Jahr 2019 zu mehreren Tausend Unfällen gerufen.

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