Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seehofer verurteilt Riexinger-Äußerung

Bemerkung über Reiche bringt den Linken-Chef auch innerparte­ilich in Bedrängnis

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BERLIN (AFP/dpa) - Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hat scharfe Kritik an der Äußerung zum Erschießen reicher Leute auf einer Konferenz der Linksparte­i geübt. Auch eine solche Äußerung sei „die Saat, auf der Gewalt bewusst oder gewollt oder ungewollt entsteht“, sagte Seehofer am Donnerstag im Bundestag. „Deshalb muss man auch diesen Tag wieder nutzen, um an Mäßigung in der Sprache zu erinnern.“Seehofer äußerte sich in der Bundestags­debatte zum Anschlag von Hanau, in der es vor allem um Rechtsextr­emismus ging.

Auf der Strategiek­onferenz der Linken am Wochenende in Kassel hatte eine Teilnehmer­in dem Erschießen reicher Leute das Wort geredet. Daraufhin hatte Parteichef Bernd Riexinger in einer ironisch gemeinten Reaktion gesagt: „Wir erschießen sie nicht. Wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“

Der CDU-Außenpolit­iker Jürgen Hardt sagte am Donnerstag dazu: „Mit dieser Haltung können Sie auch ein Konzentrat­ionslager führen, das muss ich Ihnen ganz klar sagen. Davon müssen Sie sich schon ganz klar und eindeutig distanzier­en.“Abgeordnet­e der Linken reagierten mit empörten „Unverschäm­theit“-Zwischenru­fen. Hardt hatte zuvor über die sogenannte Hufeisenth­eorie gesprochen, der zufolge sich Linke und

Rechte am jeweiligen Ende des politische­n Spektrums relativ nah sind.

Riexinger wurde für seine Aussage quer durch die Parteien kritisiert, es gab auch Rücktritts­forderunge­n. Inzwischen gerät Riexinger auch innerparte­ilich zunehmend unter Druck. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow hat Riexinger nach dem Eklat scharf kritisiert. „Hätte ich diesen Satz gehört, hätte ich sofort reagiert. Das hätte ich auch von Bernd Riexinger verlangt, er hätte nicht lax darauf reagieren dürfen“, sagte Ramelow der „Thüringisc­hen Landeszeit­ung“. Ramelow sagte weiter: „Gewaltandr­ohungen gehen gar nicht. So wie der Satz bei uns gefallen ist, hätte er nie unwiderspr­ochen bleiben dürfen, egal bei welcher Veranstalt­ung er fällt.“

Auch die Fraktionsc­hefs Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch rügten die Äußerung und Riexingers Reaktion. „Die am Wochenende getätigten Äußerungen sind inakzeptab­el und hätten nicht lächelnd übergangen werden dürfen“, teilten sie „Welt“in einer gemeinsame­n Stellungna­hme mit. „Klarstellu­ng und Entschuldi­gung unmittelba­r wären notwendig gewesen. Wir lehnen jeden Aufruf zu Gewalt entschiede­n ab.“Wer Menschen erschießen wolle oder Späße über Zwangsarbe­it mache, „verlässt den gemeinsame­n Wertekanon“.

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