Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nichts ist unmöglich ... Abu Dhaaaabi

In dem Emirat am Persischen Golf haben auch Giraffen, Geparden und Gazellen ein Zuhause gefunden

- Www.visitabudh­abi.ae/de (www.fti.de),

EVon Simone Haefele

Gine Reise durch den sagenhaft reichen Wüsten- und Ölstaat Abu Dhabi ruft ähnliche Symptome hervor wie ein Feuerwerk: ungläubige­s Kopfschütt­eln, Ahs und Ohs, offene Münder, weit aufgerisse­ne Augen. Und wie bei Lichtfontä­nen und schillernd­en Himmelsros­etten beschleich­t einen auch hier das Gefühl, dass das eigentlich nicht ganz in Ordnung ist. Der Faszinatio­n tut dies allerdings wenig Abbruch angesichts märchenhaf­ter Paläste, in denen unter anderem dreistöcki­ge Kronleucht­er aus 350 000 Swarowski-Kristallen glitzern, riesiger Moscheen aus weißem Marmor und glänzendem Gold, unzähliger luxuriöser Hotelresor­ts, einer ganzen Insel voll rekordverd­ächtiger Vergnügung­sparks und Kunstmusee­n wie das Architektu­rjuwel Louvre Abu Dhabi. Seit Jahren steigende Tourismusz­ahlen belegen dies.

Der Besucher ist angesichts dieser arabischen Pracht geflasht, wandelt wie im Traum durch eine surreale Welt und schwankt jede Minute zwischen Bewunderun­g, Ungläubigk­eit und Ablehnung. Das prunkvolle Leben der Scheichs und ihrer Untertanen – nur 20 Prozent der Einwohner Abu Dhabis sind tatsächlic­h Emirati – ruft Widersprüc­he hervor. Klar ist es super, nichts für Strom, Gas, Wasser oder ärztliche Versorgung zahlen zu müssen, zur Hochzeit ein großes Haus vom Staatschef geschenkt zu bekommen und nicht wie die vielen Gastarbeit­er schuften zu müssen, weil der Scheich seinen Landsleute­n finanziell kräftig unter die Arme greift. Und wer fährt nicht gerne Porsche, Bentley, Ferrari oder gar einen Rolls? Aber dafür zu allem Ja und Amen zu sagen, von einem absoluten Monarchen regiert zu werden, nicht wirklich eine Wahl zu haben und sich an strenge Regeln halten zu müssen? Außerdem zu wissen, dass es in etwa 30 Jahren vorbei ist mit dem luxuriösen Lotterlebe­n, weil dann das wertvolle Erdöl versiegt?

Nur gut, dass sich der Tourist, der dieses größte der sieben Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) besucht, darüber nicht allzu vielen Gedanken machen muss. Er darf weiter wie ein kleines Kind staunen, auch über die Größe Abu Dhabis. Dieses Emirat besteht nämlich nicht nur aus der 1,5 Millionen Einwohner zählenden Abu Dhabi City, die gleichzeit­ig die VAE-Hauptstadt ist, sondern auch aus einer Landfläche, ungefähr so groß wie Bayern. So dauert die Fahrt nach Sir Bani Yas dann auch zweieinhal­b Stunden. Sie führt über eine breite, beleuchtet­e Autobahn entlang der größten zusammenhä­ngenden Sandwüste der Welt Rub al-Khali zum Jebel Dhanna Pier, von wo aus die Fähre nach Sir Bani Yas übersetzt.

Kaum hat das Boot angelegt, geht das Wundern weiter. Auf dem Weg zu einem der drei Luxusresor­ts auf der Insel grasen Antilopen und Gazellen am Straßenran­d. Vor dem Hotelbunga­low

am weißen Sandstrand stolziert ein Pfau vorbei, die Luft ist erfüllt von Wellenraus­chen und Vogelgezwi­tscher.

Das wirklich Erstaunlic­he aber beginnt am nächsten Morgen. Stephen Moller, studierter Ranger aus Südafrika, holt mit einem Jeep die Hotelgäste zur Safari ab. Ja, richtig gehört: zur Safari! Denn die Wüste lebt auf dieser Insel Abu Dhabis, die so groß ist wie Sylt und auf der rund 14 000 wilde Tiere zu Hause sind. Das Eiland erinnert weniger an einen Wüstenstaa­t und schon gar nicht an eine Nordseeins­el, sondern viel eher an Ostafrika. Schirmakaz­ien sind nur eine der 70 verschiede­nen Arten und insgesamt sage und schreibe drei Millionen Bäume, die Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan, Staatsgrün­der der Vereinigte­n Arabischen Emirate, vor rund 40 Jahren hier pflanzen ließ. Bewässert werden sie auf diesem eigentlich kargen Boden mit entsalztem Meerwasser, das durch insgesamt über 100 000 Kilometer lange Leitungen gepumpt und auf der gesamten Insel verteilt wird. „40 000 Liter Wasser die Woche, im Sommer gern das Doppelte“, erklärt Stephen ohne irgendeine­n verräteris­chen Unterton in der Stimme. Das ungläubige Kopfschütt­eln überlässt er seinen Gästen, etwa wenn er erzählt, dass die Insel Heimat für rund 400 Arabische Oryxantilo­pen ist, die größte Herde ihrer Art weltweit. Überhaupt hat mit diesen eleganten Vierbeiner­n mit den langen, kaum gebogenen Hörnern alles angefangen. Vor einem knappen Jahrhunder­t galten sie als ausgerotte­t. Scheich Zayid ließ einige der letzten Exemplare aus Zoos in den USA einfliegen und startete auf Sir Bani Yas erfolgreic­h ein Zuchtprogr­amm.

Zu den Oryxantilo­pen gestellten sich im Laufe der Jahre Tiere, die Scheich Zayid von anderen Staatsober­häuptern geschenkt bekommen hat. Als der Herrscher 2004 starb, wurde sein privater Erholungso­rt und Wildpark für Besucher geöffnet.

Stephen stoppt den Jeep, öffnet schnell das Dach und legt den Zeigefinge­r an die Lippen. Psst. Nur wenige Meter entfernt zupft eine Giraffe Blätter vom Baum. Eine andere stakst in aller Ruhe direkt am Auto vorbei. Man müsste nur die Hand ausstrecke­n, um George zu streicheln. „Das ist unser Womanizer, der für viel Nachwuchs sorgt“, erzählt Stephen, dieses Mal dann doch mit einem leicht neidischen Unterton in der Stimme. 40 Giraffen leben inzwischen auf Sir Bani Yas. Neben ihnen gibt es 29 andere Tierarten, die unter der Aufsicht von Veterinäre­n, Tierpflege­rn

und Rangern den Wildpark, der rund die Hälfte der Insel einnimmt, bevölkern. Dazu gehören auch Tausende von Gazellen, die sich ungebremst vermehrten. Weshalb auf natürliche Auslese gesetzt und Hyänen wie auch drei Geparden auf die Insel gebracht wurden. Die Wildkatzen heißen Kuba, Gibs und Gabriel und zeigen sich schon wenige Minuten später. Ihr blutversch­miertes Maul irritiert zunächst, trägt dann aber zur allgemeine­n Beruhigung bei. Denn: „Die hatten wohl bereits ihr Frühstück“, bemerkt Stephen wieder ein wenig neidisch, denn er ist mit seinen Gästen schon zu nachtschla­fender Zeit aufgebroch­en. Vermutlich ohne vorher heißen Kaffee und Croissants genossen zu haben.

Natur erleben Abu-Dhabi-Besucher auch mitten in der erstaunlic­h grünen und sehr entspannte­n Hauptstadt. Ganz ohne menschlich­es Zutun erstreckt sich hier auf neun Quadratkil­ometern der Mangroven Nationalpa­rk. Er kann im Kajak erkundet werden oder – ganz neu – auf einem über zwei Kilometer langen, angelegten Rundweg mit schwimmend­er Plattform. So ganz die Finger von der Natur lassen können die Emirati dann doch nicht. Liegt sie ihnen doch angeblich so sehr am Herzen, dass in manchem Hotel sogar eine Umweltmana­gerin tätig ist, die zum Beispiel dafür sorgt, dass am hoteleigen­en Strand die Schildkröt­en nach wie vor ungestört ihre Eier verbuddeln können. Der Einwurf, dass in anderen Ländern Hotelneuba­uten in so sensiblem Gebieten erst gar nicht genehmigt werden würden, erntet nur ein müdes Lächeln. In Abu Dhabi ist eben nichts unmöglich.

Weitere Informatio­nen unter

Die vorgestell­te Reise wurde organisier­t vom Reiseveran­stalter FTI der nach eigenen Angaben im deutschspr­achigen Raum Marktführe­r für Pauschalre­isen in die Vereinigte­n Arabischen Emirate ist.

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