Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Lukas Slavetinsk­y verlässt die Sonthofen Bulls

Ehemaliger Spieler der Ravensburg Towerstars will auch mit 38 Jahren seine Karriere fortsetzen

- Von Michael Panzram

GSONTHOFEN - Lukas Slavetinsk­y hat genug. Nach zwei Jahren verlässt der spielende Sportliche Leiter den Eishockey-Oberligist­en ERC Sonthofen Bulls wieder. „Es waren schwere, harte, arbeitsint­ensive Jahre“, blickt der 38-jährige Slavetinsk­y, der von den Ravensburg Towerstars nach Sonthofen gewechselt war, auf das zurück, was er in den zurücklieg­enden zwei Saisons erlebt hat. Und das war eine ganze Menge.

Im ersten Jahr gegen Altlasten kämpfen, eine neue Mannschaft mit geringen Mitteln aufbauen, im zweiten Jahr um die Oberligali­zenz kämpfen, sie unter Auflagen bekommen, am Ende einen Antrag auf Insolvenz erleben zu müssen – das waren die zwei Spielzeite­n des Lukas Slavetinsk­y in Sonthofen, wo er einst aufwuchs und erste Eishockeye­rfahrungen sammelte.

Dass keine dritte dazukommt, hat mehrere Gründe. Einerseits hat Slavetinsk­y noch Lust, weiter auf höherem Level zu spielen. Und er geht nicht davon aus, dass das bei den Bulls künftig möglich ist. „Ich glaube nicht an einen Verbleib in der Oberliga“, sagt Slavetinsk­y klipp und klar. Sportliche Gründe hat seine Aussage nicht in erster Linie. Zwar musste Sonthofen in die Verzahnung­srunde und damit gegen den Abstieg in die Regionalli­ga kämpfen. Doch dort ist der ERC, der die Meisterrun­de in der Oberliga Süd nur knapp verpasste, eigentlich fast eine Klasse für sich. Der Klassenerh­alt ist also mehr als wahrschein­lich. Vielmehr geht Slavetinsk­y davon aus, dass es finanziell­e Gründe haben wird, dass Sonthofen in der nächsten Saison nicht mehr drittklass­ig spielt.

Slavetinsk­y selbst spürt unmittelba­r die Zahlungssc­hwierigkei­ten der Bulls. Er ist derjenige im Verein, dem gleich vier (inzwischen fast fünf ) Gehälter fehlen. Seinen Mitspieler­n geht es nicht viel besser. Deshalb hatte sich die Mannschaft vor zwei Wochen nicht mehr anders zu helfen gewusst, als mit einem offenen Brief an die Öffentlich­keit zu gehen und diese Missstände anzuprange­rn. Die Geschäftsf­ührung bestätigte die Schwierigk­eiten, gelobte zu kämpfen – und kam dann wenige Tag später mit der Ankündigun­g raus, einen Insolvenza­ntrag

stellen zu müssen. Dass die Mannschaft trotzdem ihren sportliche­n Ehrgeiz behielt, freut den spielenden Sportliche­n Leiter Lukas Slavetinsk­y ganz besonders. „Ich muss den Hut ziehen vor dieser großartige­n Truppe“, sagt er über seine Mannschaft­skameraden – und natürlich auch ein bisschen über sich selbst, weil er als erfahrener Verteidige­r eine ganz entscheide­nde Rolle im Bulls-Kader spielt.

Eine entscheide­nde Rolle will Lukas Slavetinsk­y auch weiterhin spielen: ein oder zwei Jahre plant er noch als Profi. Warum? „Ich will meine Karriere nicht mit einer Insolvenz beenden“, sagt Slavetinsk­y. Er sei schon dabei, sich nach einem anderen Verein umzuschaue­n. Auf die Region sei er, der mit seiner Familie bei Ravensburg lebt, nicht festgelegt. Ebensoweni­g hält er an seiner Doppelfunk­tion als Spieler und Funktionär fest, wie er sie in Sonthofen hatte.

Oder ganz verkürzt ausgedrück­t: Lukas Slavetinsk­y will einfach nur spielen.

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