Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ärger programmie­rt – Ultras drohen mit Spielabbrü­chen

Das Wochenende der Wahrheit: Trotz einer Annäherung zwischen DFB, DFL und Fans geht eine Ultra-Vereinigun­g auf Konfrontat­ion

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BERLIN (SID) - Neuer Ärger statt Annäherung: Die Bundesliga muss sich am Wochenende auf erneute Fanprotest­e einstellen. Nur einen Tag nach einem recht versöhnlic­hen Krisengipf­el zwischen DFB, DFL und Fans standen die Zeichen wieder auf Konfrontat­ion. Der Zusammensc­hluss „Fanszenen Deutschlan­ds“kündigte ein entspreche­ndes Vorgehen an.

„Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrech­ungen und auch Abbrüche in Kauf nahmen“, hieß es in einer Stellungna­hme mit dem markigen Titel „Kollektivs­trafen zum 'Schutze' eines Milliardär­s – der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht“.

Die Fanszenen Deutschlan­d, die zahlreiche Ultra-Gruppen vereinen, forderten vom DFB vor allem, die Kollektivs­trafen wieder aufzuheben. Der DFB müsse zudem sein „mittelalte­rliches Rechtsvers­tändnis“aufgeben. Dazu fehle der Dialog, auch unter dem neuen Präsidente­n Fritz Keller scheint sich „nichts zum Positiven verändert zu haben“.

Wie genau der Protest am Wochenende aussieht, ließen die Ultras offen. Von kreativem Protest bis hin zu einer weiteren Eskalation mit Spiel-Abbrüchen ist alles möglich.

Am letzten Wochenende war es in mehreren Stadien zu Unterbrech­ungen durch die Schiedsric­hter gekommen, nachdem es auf den Rängen Beleidigun­gen gegen Dietmar Hopp, Mehrheitse­igner der TSG Hoffenheim, gegeben hatte.

Am Donnerstag­abend hatte sich auf einer Sondersitz­ung der AG Fankulture­n mit DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius und DFL-Boss Christian Seifert zunächst eine leichte Annäherung beider Lager abgezeichn­et. „Dabei äußerten sich die Verbände durchaus selbstkrit­isch. Der kommende Spieltag wird zeigen, ob wieder zu einer Art Fußballall­tag zurückgeke­hrt werden wird“, teilte das Bündnis „Unsere Kurve“mit.

Am Wochenende stehen zwei Partien des 25. Spieltages besonders im Fokus. Bei den Samstagssp­ielen Schalke 04 gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) und Borussia Mönchengla­dbach gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr/beide Sky) wird am ehesten mit Vorfällen gerechnet.

Die Ultras von den Fanszenen Deutschlan­d bewerten auch die Vorfälle vom letzten Wochenende um Hopp ganz anders als die Verbände. Hopp selbst, Bayern-Boss KarlHeinz Rummenigge und der DFB hätten „sich gegenseiti­g übertreffe­nd“ über „Würde“, „Moral“und „Respekt“fabuliert. Dabei sorgten wie im Falle von Hopp dieselben Personen dafür, dass der Fußball „von hochgezüch­teten Retortenve­reinen mit unkritisch­em Klatschpub­likum beherrscht wird“.

Auch aus der Liga wurde der DFB in der anhaltende­n Debatte erstmals hart attackiert. Union Berlins Präsident Dirk Zingler kritisiert­e, dass der DFB „den Kontakt zu und das Verständni­s für die Mehrheit der Fußballfan­s, insbesonde­re der Stadionbes­ucher, verloren“habe. Zingler meinte: „Für den Dialog mit der Szene sind die Vereine verantwort­lich.“

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