Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Der Ausnahmespieler verlässt die MTG Wangen
Aaron Mayer wechselt vom Handball-Württembergligisten zur höherklassigen TSG Söflingen
Von Michael Panzram
GWANGEN - Die aktuelle Situation für die MTG Wangen in der HandballWürttembergliga Süd ist ja schon nicht gerade rosig, denn die Qualifikation für die eingleisige Württembergliga steht gewaltig auf der Kippe – gegen das, was die Vereinsverantwortlichen aber vor wenigen Tagen erfahren mussten, blüht selbst die völlig unerwartete Niederlage am Samstagabend gegen den Tabellenletzten TV Altenstadt in den hellsten Farben: Ausnahmespieler Aaron Mayer verlässt die MTG nach sieben Jahren und wechselt zur TSG Söflingen. Dort hat er einen Zweijahresvertrag unterschrieben. „Es war ein schwerer Schritt, ich habe lange überlegt“, sagt der 23-Jährige.
Um Aaron Mayers Bedeutung hervorzuheben, reicht eigentlich die Reaktion der Söflinger auf die Neuverpflichtung zur kommenden Saison in der Baden-WürttembergOberliga. „Der überragende Spieler der letzten Jahre in Württemberg auf Rückraummitte wechselt zur TSG Söflingen“, freut sich TSG-Manager Markus Brodbeck in der „Südwest Presse“.
Die für sie schlimmstmögliche Nachricht erreichte die Verantwortlichen der MTG Wangen am Donnerstag, als sich eigentlich alle auf das zwei Tage später anstehende Spiel gegen Altenstadt vorbereiteten. „Wir haben nicht damit gerechnet. Schon gar nicht zu so einem späten Zeitpunkt in der Saison“, sagt Timo Feistle, seit wenigen Wochen neuer Sportlicher Leiter bei den Wangenern, zu Mayers Entscheidung, die ihn getroffen habe wie ein „harter Schlag“– dessen Wirkung womöglich noch eine Weile anhalten wird. „Das sitzt tief“, bekennt Feistle. Doch bevor seine Reaktion missverstanden werden könnte, schiebt er hinterher: „Es ist Aarons gutes Recht. Er hat solchen Angeboten viele Jahre widerstanden.“Deshalb könne er ihm nicht böse sein, sagt Feistle. Er persönlich weiß zudem sehr gut einzuschätzen, was Mayer zu diesem Schritt bewogen haben könnte.
Denn Feistle selbst ist ihn einst ebenfalls gegangen – von Wangen nach Söflingen. Und: er ist zurückgekehrt, wurde Trainer bei der MTG, ist jetzt Sportlicher Leiter. Bei Aaron Mayer geht Timo Feistle ebenfalls davon aus, dass es ein Wiedersehen gibt. „Es ist ein Abschied auf Zeit“, ist sich Feistle sicher. Doch bevor er sich auf eine mögliche Rückkehr des „absoluten Leistungsträgers“freuen könnte, steht der Schock darüber, dass die MTG Wangen vor einer extrem kniffligen Situation steht. Denn um Kapitän Mayer herum war die Mannschaft in den vergangenen Jahren aufgebaut. Auf ihn blickte alles, wenn es eng wurde, kam es auf ihn an. Und Mayer lieferte oft. So oft, dass die Konkurrenz immer wieder anklopfte, um ihn loszueisen aus Wangen.
„Das sitzt tief“
Timo Feistle, Sportlicher Leiter der MTG Wangen, zum Wechsel von Aaron Mayer nach Söflingen
Mit der TSG Söflingen hat nun erfolgreich eine Mannschaft angefragt, die in der Baden-WürttembergOberliga – wo Mayer vor dem Abstieg auch schon mit Wangen gespielt hat – eine richtig gute Rolle spielt. Aktuell sind die Söflinger Vierter, gerne würden sie noch eine Etage höher spielen, nämlich in der Dritten Liga. Dass Mayer dieser Perspektive nun nicht mehr widerstanden hat, „müssen wir respektieren“, sagt Timo Feistle.
Aaron Mayer selbst begründete seinen spektakulären Wechsel damit, gerne höherklassig spielen zu wollen. „Söflingen hat jedes Jahr nachgefragt“, sagt er. Und da sich für ihn die Rahmenbedingungen mit dem Abschluss seines Studiums so darstellen, dass sich Job in Wangen und Handballerkarriere im Ulmer Raum vereinbaren lassen, habe er jetzt zugesagt.