Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Babybrei-Erpresser: Prozessauftakt vertagt
Fall muss neu verhandelt werden, weil der BGH das Urteil in Teilen aufgehoben hat
FRIEDRICHSHAFEN (li) - Die Neuauflage des Prozesses gegen den Babybrei-Erpresser am Landgericht Ravensburg hat am Montag genauso begonnen wie die Hauptverhandlung im Oktober 2018: mit einer Vertagung. Wegen Erkrankung fehlte diesmal nicht der Angeklagte, sondern dessen Verteidigerin. Richter Franz Bernhard eröffnete die Verhandlung zwar, beendete sie aber auch gleich wieder, um sie zu vertagen. So richtig beginnen soll der Prozess nun am 26. März.
Im Herbst 2018 war der Mann, der in Friedrichshafen in mehreren Lebensmittelund Drogeriemärkten vergiftete Babynahrung platziert hatte, um von verschiedenen Handelsunternehmen knapp zwölf Millionen Euro zu erpressen, wegen versuchten Mordes und versuchter räuberischer Erpressung zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Weil der Bundesgerichtshof dieses Urteil im vergangenen Jahr in Teilen aufgehoben hat, muss der Fall erneut am Landgreicht Ravensburg verhandelt werden. Nach Einschätzung der Bundesrichter hätte der Erpresser nicht wegen versuchten Mordes oder versuchter schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge verurteilt werden dürfen, weil er in seinem Erpresserschreiben Hinweise auf die Standorte der vergifteten Gläser gegeben hatte. Laut Bundesgerichtshof hat der Angeklagte den Tod von Kleinkindern zwar durchaus in Kauf genommen. Weil er aber aktiv und aus eigenem Antrieb dabei half, die vergifteten Gläser aus dem Verkehr zu ziehen, habe er den Mordversuch behindert und damit nicht vollendet.